Das verfallene Detroit

Wie der Name schon sagt
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rosch64
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Das verfallene Detroit

Beitrag #16 von rosch64 » 20.01.2011, 21:08

Warum sollte man denn die alten Industriebrachen bereinigen?
Dann müsste man ja alle Altlasten entsorgen und das schmälert ja die Dividende. Noch dazu staatlich kontrolliert entsorgen.
Neeeee, das ja nu mal gar nicht...
Und: Grund und Boden gehören den Companies und den Boden kann man beleihen...also nichts mit neuer Nutzung oder Verkauf...
Anmerkung:
So etwas wie Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern oder gar eine Montanmitbestimmung gem. MitbestG wie in D hat es in USA nie gegeben.
Auch fühlt sich keine Unternehmer seinen Mitarbeitern verpflichtet.
Soziale Verantwortung - Fremdwort !!!
Urlaub - 14 Tage unbezahlt nach 5 Jahren Betriebszugehörigkeit.
Bezahlte Krankentage - unbekannt.
Rentenvorsorge: Privatsache.
Kündigungsschutz: :never-ever:
Alle Leistungen, die Arbeiter von ihren Firmen erhalten (außer dem Lohn) sind von den Gewerkschaften erkämpft und gelten immer nur für ein Unternehmen. Gesetzlich geregelt ist da gar nichts.
DAS würde nämlich ein (durchschnittlich "verblödeter") Amerikaner als persönlichen Eingriff in seine Freiheit verstehen.
s. auch: Einführung einer allg. Krankenversicherungspflicht in den USA
Wir, die guten Willens sind,
Geführt von Ahnungslosen,
Versuchen für die Undankbaren
Das Unmögliche zu vollbringen.
Wir haben soviel mit so wenig
So lange versucht, daß wir jetzt
Qualifiziert sind, fast alles
Mit Nichts zu bewerkstelligen.
[FONT=Book Antiqua]Manchmal gewinnt man und manchmal verlieren die anderen.

[/FONT]
taxi-cadillac
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Beitrag #17 von taxi-cadillac » 20.01.2011, 21:26

rosch64 schrieb: Warum sollte man denn die alten Industriebrachen bereinigen?
Dann müsste man ja alle Altlasten entsorgen und das schmälert ja die Dividende. Noch dazu staatlich kontrolliert entsorgen.

Neeeee, das ja nu mal gar nicht...

Und: Grund und Boden gehören den Companies und den Boden kann man beleihen...also nichts mit neuer Nutzung oder Verkauf...

Anmerkung:

So etwas wie Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern oder gar eine Montanmitbestimmung gem. MitbestG wie in D hat es in USA nie gegeben.
Auch fühlt sich keine Unternehmer seinen Mitarbeitern verpflichtet.
Soziale Verantwortung - Fremdwort !!!
Urlaub - 14 Tage unbezahlt nach 5 Jahren Betriebszugehörigkeit.
Bezahlte Krankentage - unbekannt.
Rentenvorsorge: Privatsache.
Kündigungsschutz: :never-ever:

Alle Leistungen, die Arbeiter von ihren Firmen erhalten (außer dem Lohn) sind von den Gewerkschaften erkämpft und gelten immer nur für ein Unternehmen. Gesetzlich geregelt ist da gar nichts.
DAS würde nämlich ein (durchschnittlich "verblödeter") Amerikaner als persönlichen Eingriff in seine Freiheit verstehen.

s. auch: Einführung einer allg. Krankenversicherungspflicht in den USA


Fahren wir also unsere Amischlitten und machen uns vor, daß Amerika so wie in den Filmen noch ist.....an die Realität mag man kaum denken!.....die scheint mehr irreal.

Wenn nicht bald was geschieht kommen wir eines Tages auch dort hin. Der freie ungezügelte Markt und unersättliches Profitstreben werden es schaffen wenn nicht bald andere Regeln aufgestellt werden.Ein paar Milliardäre gegenüber zich millionen Armen. Wir in Europa werden es eh schwer haben. Wir werden bedeutungslos neben den riesen asiatischen Völkern sein,die uns mit Waren mit versorgen bis wir arm sind,denn je weniger wir selbst produzieren um so ärmer werden wir. Der Verkauf von Know How kann nicht alle ernähren
taxi-cadillac
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Beitrag #18 von taxi-cadillac » 20.01.2011, 22:11

rosch64 schrieb: Da fragst Du mich was...

Ich denke, daß hat was mit der industriellen Entwicklung zu tun.
Industrien haben kein Interesse daran ihre Kosten zu erhöhen, in dem sie viele Menschen beschäftigen.
Wie ich schon andeutungsweise in einem anderen Fred (Beitrag #13) geschrieben habe, zählt nur die Dividende.

Neue Industrien werden so effizient gestaltet, daß der Einsatz von vielen Leuten nicht notwendig ist oder über Länder abgewickelt wird, die niedrige Löhne und damit niedrige Stückkosten haben.
Damit bleibt das heimische Menschenpotential auf der Strecke.

Ich will mir nicht anmaßen über die USA zu urteilen, aber ich habe langsam den Eindruck, daß die USA im 20. Jhd. "hängen" geblieben sind. Liegt vielleicht am europäischen Betrachtungswinkel.

Betrachten wir das ganze mal losgelassen vom "Sorgenkind" USA und stellen und ein paar Fragen:

Wofür sind die USA berühmt?
Was hat jeder in der Welt im Haushalt oder auf der Arbeit das aus den USA kommt?
Was hat jeder Mensch in den USA zu Hause oder auf der Arbeit, was nicht aus den USA kommt?

Mit letzterer Frage kommen wir dem Elend schon ein Stück näher.
Die USA sind ein Land mit einenem riesigen Binnenmarkt.
Während sich überall in den Industrienationen alles um den Export dreht, ist der "Consumer Index" in den USA das wichtigste. Es ist ein Land, das mehr als 2/3 seiner Produkte, die im Land erzeugt werden, auch selbst verbraucht. Das führt dazu, daß die Binnennachfrage größer eingeschätzt wird als der Export, damit sind die Abhängigkeiten der Produktion größer als bei allen anderen Nationen. Eigentlich könnte sich die Nation selbst versorgen ohne auf die anderen Länder angewiesen zu sein.

Bisher.

Aber nu kommts:

Der Verbraucher in den USA soll/will ja all die schönen Dinge kaufen, die er da im Sekundentakt präsentiert bekommt. Die Nachfrage wird kräftig angeheizt.
Damit möchte der Verbraucher aber auch immer mehr Geld haben.
Also steigen die Löhne. Damit die Kosten und damit schmälert sich der Gewinn. Stichwort Dividende.
Aber da gibt es ja eine bequeme Lösung:

Billigimporte. Wenn man für weniger Geld die Rohstoffe im Ausland kaufen kann, dann macht man das doch! Also wozu die eigenen Vorkommen ausbeuten bei den hohen Lohnkosten und Umweltauflagen. Kohle aus China, Erz aus Brasilien, Kupfer aus Chile (deswegen wurde da sogar mal ne Regierung gestürzt (Allende)) u.s.w.
Man spart die Lohnkosten und hat Lieferverträge weit ins nächste Jahrhundert und kann somit die Kosten langfrsitig kalkulieren.

Jetzt stimmt die Dividende wieder und damit all die hohen Boni der Manager - also all derjenigen, die eigentlich nicht arbeiten ( im werktätigen Sinne) und - eigentlich - dazu da sind, immer neue Ideen zu entwickeln, wie man Unternehmen fit macht für den harten Wettbewerb.
Aber was besseres und leichteres als die Leute zu entlassen und sich im billigen Ausland zu bedienen fällt den Herren nicht ein. Die Villa will ja bezahlt sein.

Nein, nein, die Herren aus den Vorstandsetagen sind nicht per se Schuld an den Entwicklungen. Das will ich damit nicht sagen. Das System ist Schuld, welches aufgebaut wude, damit andere ohne Arbeit Gewinn machen.

In der zweiten Stufe wird die billige Rohstoffproduktion dann gleich im Ausland belassen und die Halbzeuge und Fertigprodukte direkt importiert.

Also wieder nix zu tun für die Leute daheim.
Und auch immer noch keine neuen Industriefelder in Sicht, die die Leute dann mit ihrer Arbeitskraft besetzen könnten.
Und keine Regierung, die in der Lage ist, sich gegen alte Strukturen durchzusetzen und neue Anreize zu schaffen. Stichwort Lobbyismus.
Hat man ja an dem Widerstand gegen die allg. Krankenversicherung gesehen. Etwas, was in Europa schon seit 1871 bestens funktioniert und allg. anerkannt ist. (über die Qualität reden wir hier mal nicht...)

Produktion und Innovation sind Grundlagen für ein hohes Bruttoinlandsprodukt. Wenn man das nicht hat, bleibt man zwangsläufig auf der Strecke. Investitionen gehen zurück, der Staat macht mehr Schulden, da er ja alles auffangen muss, was auf der Strecke geblieben ist. Und das sind nicht nur die Arbeitslosen !!!

Zurück zu Amerika, respektive den USA:

Das Land hat den Schwung in die neue Zeit verpasst.
Beispiel: Anstatt neue Raffenerien zu bauen, wird der Sprit in Europa und Asien gekauft - WEIL ER DORT X-FACH BILLIGER IST ALS WENN ER IN DEN USA ERZEUT WERDEN WÜRDE.
Kraftwerke zur Stromerzeugung haben heute so hohe Umweltauflagen (und die in Europa sind ein vielfaches höher), daß diese Investition NIEMAND mehr finanzieren will. Keine Bank, kein Fonds. In den USA.
Erneuerbare Energien - die einen riesigen neuen Markt eröffnen würden - FEHLANZEIGE.
Die USA entwickeln zwar viele neue Technologien (Computer, iPhone, Software...) aber gebaut werden sie in Billiglohnländern (die wichtigsten Komponenten für das iPhone liefert übrigens Samsung). Nike Schuhe sind ein amerikanisches Produkt, welches NIE in den USA gefertigt wurde. Aber jeder Amerikaner wäre erstaunt über diese Nachricht, hält er doch solche Produkte für etwas sehr amerikanisches.

Die USA wollen bei ihren jahrzehntealten Technologien bleiben, weil sie schlicht das Risiko scheuen, mit neuen, innovativen Produkten, auf die Schnauze zu fallen. Und damit die Dividende zu schmälern und damit die Boni zu verlieren.
Schon allein deshalb weigern sich die USA, das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben. So einfach ist das. Sie würden damit gegen die heimische Industrie handeln. Und die sitzt mehrheitlich an den Schaltstellen der Macht: Im Senat, dem Repräsentantenhaus, stellt die Gouverneure und Richter. Eigentlich genau das, was in einer Demokratie NIE der Fall sein sollte. Aber welche arme Schlucker hat schon das Geld für einen Wahlkampf?

Eine hohe Konsumorientierung und damit einhergehende hohe Lohnkosten (hier bitte NICHT mit Europa vergleichen !!! Danke) verhindern neue Investitionen und damit den Anschluß an eine Entwicklung, die China innerhalb weniger Jahre geschafft hat.
Also muss sich die amerikanische Gesellschaft auch nicht wundern, wenn sie von anderen Nationen überholt und vorgeführt wird.

Die Folgen sind bekannt:
- militante Gewalt als Ausdruck der Ohnmacht (s. Attentat auf Kongressabgeordnete Gifford)
- Haß gegen den Staat als Institution
- Bestehen auf das Recht des Stärkeren
- Verdrängung von ganzen Bevölkerungsgruppen (kein amerikanisches Phänomen)
- Flucht in Sicherheiten, die keine sind (Freizeit, Abenteuer - also unproduktives)
- mangelnde Motivation
- u.s.w.

Dazu kommt das geringe Bildungsniveau der Amerikaner. Damit entsteht ein Heer Ahnungsloser, welche man geschickt manipulieren kann.

Und zwar so lange bis - ja bis die Dividende wieder stimmt.


robie


p.s. Der Beitrag von dem ich oben sprach ist auf Phönix gelaufen ( ufff.... mein Gedächnis ist nicht ganz so kaputt wie ich annahm):
Obama-Land ist abgebrannt?


Zustand einer Supermacht


Wiederholungen sind:


Sa, 22.01.11, 19.15 Uhr
So, 23.01.11, 06.45 Uhr



Sicherlich für den einen oder anderen interessant und auf jeden Fall weiterbildend.Ob es den Beitrag irgendwann zum "nachsehen" gibt hab ich noch nicht rausgefunden.


Ich stimme dir in nahezu allem zu.....aber Wasserkraftwerke und sogar Erdwärmekraftwerke aben sie auch. Erneuerbare Energien sind da auch auf dem Vormarsch Solar & Windkraft.

Der Wurm steckt im kapitalistischen System allgemein. Das Geld polarisiert sich in Friedenszeiten im Kapitalismus der art stark,daß sich das System fest fährt. Milliardäre könnten Autofabriken bauen für Elektroautos,sie sehen aber kaum einen Markt,weil die große Masse verarmt ist und sie diese Autos gar nicht kaufen könnte. Zu dem ist mit Geld durch Verleih sicherer Gewinn zu machen.
Man sollte zwar nun nicht nach Wegen zum Kommunismus suchen,da es in so fern daneben ist,da keine Menschen heute existieren die den Eigenschaften entsprechen die für eine kommunistische Gesellschaft gebraucht würden. Der Kommunismus ist bei den Gesellschaftsordnungen wie das Perpedomobile in der Technik. Gedachter Idealzustand,aber in der Technik die Rechnung ohne die physikalischen Gesetze gemacht und bei der Gesellschaftsordnung von einem Menschen ausgegangen wie er in der Realität nicht ist.
Nach Wegen suchen,die raus führen aus dem Desaster sollte man aber schon! Da könnte eine wirklich soziale Marktwirtschaft mit vernünftigen Regeln ein "Bedingungsloses Grundeinkommen" unten und eine Kappung bei den Maximalgehältern oben ein Anfang sein.

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