Weiter im Takt, hier folgt nun der Rest des Dramas:
Herr Müller und Frau Meier hatten später noch mal zusammen telefoniert und waren einstimmig der Meinung, dass der Caprice damals schon mindestens 100.000 mls auf der Uhr hatte. Ich hatte also zwei sehr wertvolle Zeugen. Aber ich wollte mehr, wer sagt mir denn, dass die beiden wirklich die Wahrheit sagen? Im Zweifelsfalle wäre es auch sicherlich hilfreich, die Aussage der Beiden mit etwas anderen zu bestätigen zu können. Also kontaktierte ich die diversen Prüforganisationen, um an alle möglichen Berichte über AU-/HU- und sonstigen Berichten zu kommen.
Da der Autowagen vor 2001 im Süden zugelassen war, schrieb ich als erstes den TÜV Hessen an. Von dem Saftladen gab es aber nie auch nur die kleinste Reaktion. Ich hakte noch zweimal telefonisch nach, aber dabei heraus gekommen ist nichts, nur leeres Blabla. :tuev:
Das genaue Gegenteil dazu waren aber die Freunde von der DEKRA! Nach nur zwei Tagen (!) wurde mir eine Nachricht auf meiner Mailbox von einer sehr freundlichen Mitarbeiterin hinterlassen: sämtliche DEKRA-Standorte sind bundesweit miteinander vernetzt. Ich müsse nur zur nächst gelegenen Prüfstation fahren, mich als Besitzer des Fz. ausweisen und könnte mir dann direkt vor Ort Kopien der Berichte ausdrucken lassen. Pro Kopie würde ein Heiermann verlangt werden. Mit Perso und ZL2 bewaffnet ging es dann schnellstmöglich zur Dekra. Bis jetzt hatte ich zwei HU-Bescheinigungen vorliegen: vom Mai 2008, mit einem Zählerstand von 70.000 mls und vom Mai 2006 mit einem Zählerstand von rund 59.000 mls.
Bei der Dekra konnte mir dann noch der Bericht von 2004 ausgedruckt werden und dort war eine Laufleistung von
1 1 0.0 0 0 Meilen vermerkt!
Auch dieser Dekra-Mitarbeiter war äußerst freundlich und wollte für die Kopie nicht mal Geld sehen!
Alles was ich so nach und nach als Freizeit-Matula recherchiert hatte, meldete ich immer brav dem Herrn Anwalt. Der war natürlich froh, dass daraufhin jedes mal einen Brief an die Gegenseite schreiben konnte. Und egal was wir der Gegenseite (und zeitgleich dem Gericht) an Beweisen vortrugen, es wurde von den Deppen alles als nicht relevant und reine Behauptung abgeschmettert :kopfklatsch:
Die Spacken gingen sogar soweit, dass sie einen Monat vor dem Gerichtstermin (Ende September 2009) einen Antrag auf Abweisung der Klage verfassten. Begründung: aus Mangel an Beweisen.
Darauf hin haben wir die Zeugenaussagen und Beweise NOCH MAL zusammengefasst. Dabei hatte ich dann noch eine Idee: wenn sich die Gegenseite derart blöd anstellt, dann bereiten wir doch unsere Daten und Fakten auch gleich für Blöde auf. Ich habe mich also hingesetzt und habe die Aussagen und die auf den Prüfberichten ausgewiesenen Laufleistungen in einer Skizze zusammengefasst. Auf einem Zeitstrahl angeordnet, muss ja wohl auch der letzte Vollidiot begreifen wie schwer die Beweislast tatsächlich ist.
Kleiner und gewollter Nebeneffekt war auch, dass mein Anwalt die Daten nicht mehr durcheinander bringen konnte…
Das Ding ist dann auch eingeschlagen wie eine Bombe. Nach ein paar Tagen rief mich mein Rechtsverdreher an und teilte mir mit, dass folgendes Vergleichsangebot vorliege: volle Erstattung des Kaufpreises und Abholung des Caprice durch den Beklagten. Klingt erst mal gut, war mir bei der Beweislage aber zu wenig. Ich hätte mir die Kosten für die Winterreifen und die Ersatzteile komplett ans Bein gebunden, von den Kosten für meine Recherchen mal ganz zu schweigen. Dieses Angebot habe ich abgelehnt und ein Gegenangebot übermitteln lassen: Ich wollte den vollen Kaufpreis, die Abholung durch den Spacken und zumindest noch die Kohle für die Winterreifen erstattet haben. Alternativ hätte er die Möglichkeit gehabt, mir die Reifen inkl. Chromfelgen zu überlassen, dann hätte er sich die 500€ für die Pellen erspart.
Mein Brocken, meine Nachbarn und Kollegen, einfach alle haben mich für bekloppt erklärt! Ich solle doch froh sein, wenn ich so einfach aus dieser Nummer heraus käme. Aber nö, das war ich nicht, denn ich habe es so gesehen: warum soll ich diesen Arsch für seinen Beschiss mit ´nem Satz Winterreifen belohnen? Nix da, passt nicht in meine Welt!
Nun lag „leider“ als nächstes mein Urlaub an, übrigens auch der meines Anwalts. Er besuchte seine Tochter in Australien, für Brocken und mich hat es nur für die Algarve gereicht. Da war es aber auch schön…
Jedenfalls gab es während meines Urlaubes auf mein Gegenangebot keine Reaktion. Das lag daran dass der feine Herr Anwalt es schlicht und einfach verpennt hatte, mein Angebot an die Gegenseite weiterzugeben. :gedanken:
Fünf Tage nach dem wir aus dem Urlaub zurückkehrten sollte bereits die Verhandlung sein und dazwischen war noch ein Wochenende.
Natürlich habe ich mich darüber geärgert, aber im Nachhinein könnte ich mich kringeln vor lachen. Drei Wochen lang saß ein kleines Sackgesicht im Harz, dessen Beschiss ich aufgedeckt hatte und wartete auf eine Antwort auf sein tolles Vergleichsangebot. Der Termin rückte näher und näher und er muss am Ende echt unter Druck gestanden haben.
Auf dem Freitag vor besagten Wochenende wurde dann mein Gegenangebot niedergeschrieben und einen Tag später der Gegenseite zugestellt. Leider zu spät……………
Denn die war in der Zwischenzeit nervös geworden und lieferte ein SCHULDANERKENNTNIS ab!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
:dance: :dance: :dance:
Die mündliche Verhandlung wurde abgesagt, das Gericht hatte durch das Schuldanerkenntnis nun keine andere Wahl, als den werten Herrn in allen Anklagepunkten für schuldig zu erklären. Er wurde somit dazu verknackt mir meine finanzielle Forderung aus der Anklage zu erstatten und den Karren auf seine Kosten zurückzunehmen.
Mein Anwalt hat dann rund zwei Wochen benötigt, um unsere Forderung in einem Schriftstück zu formulieren. Der Be- und Verknackte hatte von diesem Zeitpunkt an zwei Wochen (also insgesamt sogat vier Wochen) Zeit mir die Kohle zu überweisen, Andernfalls hätten wir eine Zwangsvollstreckung durchführen lassen. Durch das Gerichtsurteil hatten wir bereits einen Vollstreckungstitel in der Hand.
Und man mag es kaum glauben,
er ließ diese Frist sang- und klanglos verstreichen! Wie hirnverbrannt kann ein Mensch eigentlich sein?
Wir haben direkt Nägel mit Köpfen gemacht, und umgehend den Antrag auf Zwangvollstreckung an das Gericht geschickt. In Kopie auch gleich an den Deppen selbst und an seinen Arbeitgeber, denn uns ging es natürlich nicht nur um eine Sach- sondern auch um eine Lohnpfändung.
Drei Tage dauerte es dann noch. Und ich hielt einen fetten V-Scheck von meinem Anwalt in der Hand. Die hohle Nuss hatte direkt nach Zustellung der Zwangsvollstreckung den vollen geforderten Betrag überwiesen. Ganz ehrlich: ich bin mit dem Scheck in der Hand und erleichtert auf die Knie gefallen. Richtig gefreut oder gar gefeiert hatte ich diesen Triumph nicht mehr, ich war einfach nur erleichtert dass es vorbei war. Zumindest für mich ;)
Wir hatten mittlerweile Mitte Oktober 2009, den Caprice hatte ich Ende Januar bereits abgemeldet. Durch Zufall stand damals gerade ein freier Platz in einer Hobby-Werkstatt zu Neuvermietung in unserem lokalen Käseblatt, den ich mir auch gleich gesichert hatte. Dort habe ich in den letzten Monaten immer mal wieder ein wenig an verschiedenen Autos gebastelt, so dass ich auf dem Gebiet nun auch sicherer geworden bin. Dazu später mehr.
Aber der Caprice steht dort immer noch herum. Der gute Mann aus dem Ostharz hat von mir alle Daten die er zur Abholung benötigt bekommen, aber er scheint es damit nicht eilig zu haben. Ich glaube auch nicht, dass er die Eier hat und den Bock persönlich abholt. Wie ihr euch denken könnt, ist mir das völlig schnuppe, ich habe es nicht mehr so eilig.
Der Kaufvertrag ist also für nichtig erklärt worden und ich habe meine Kohle wieder, oder zumindest das Meiste davon. Aber ist die Story etwa nun vorbei?
Natürlich nicht ganz:
Nachdem der Scheck bei mir eingegangen und eingelöst war, habe ich sogleich eine längst bereit liegende Strafanzeige mit allen relevanten Dokumenten an die Staatsanwaltschaft geschickt!
Tachomanipulation ist BETRUG und somit eine Straftat!
Der Kollege wird noch richtig viel Spaß haben. Nicht nur dass nun ein Staatsanwalt gegen ihn ermitteln wird (einen solch klaren Fall lassen die sich nicht entgehen), nein, zu 99% wird ihm seine Rechtsschutzversicherung sauber im Regen stehen lassen! Denn die verweigern in den meisten Fällen bei Betrugsdelikten die Zahlung. Mein „Freund“ darf also seine Anwaltskosten schön brav selber bezahlen. Kommt es zu einem Freispruch (ha, ha, ha) werden ihm seine Kosten erstattet. Erzielt er einen Vergleich, bleibt er auf seinen Kosten sitzen. Wird er aber verknackt, dann darf er sämtliche Prozesskosten aus der eigenen Tasche zahlen, bekommt obendrein sicherlich eine Geldstrafe aufgebrummt und ist VO R B E S T R A F T !
Du kleines Sackgesicht, ich gönne die jedes einzelne Magengeschwür das dir unser Rechtsstreit gebracht hat und der kommende noch bringen wird. Muhuahuahaaaaaa!!!
Wie geht es bei mir weiter:
Die Kohle von dem Scheck war für ganze 24 Stunde auf meinem Konto, dann hatte ich sie bereits abgehoben. Musste ja neu investieren:
GMC Sierra, Crewcab + Longbed, Baujahr 1997, Kanadamodell mit absolut glaubhaften 152.000 km. Für die ganz Schlauen: der letzte Vorbesitzer hatte im Frühjahr ein vollsynthetisches Wässerchen aus der Quelle 0W irgendwas in dem Motor geschüttet. Klar, dass Zeug kommt da demnächst wieder raus, aber: der Motor ist selbst damit furztrocken. Inzwischen habe ich rund 1000km damit abgerissen und er ist immer noch dicht. Alle Amis verlieren Motoröl? Selten so gelacht, der hier jedenfalls (noch!) nicht.
Am Hinterachsdifferential (ist´n reiner 2WDler) schwitzt er in der Tat durch die Deckeldichtung. Das habe ich vor dem Kauf gesehen und damit habe ich KEIN Problem. Denn so was habe ich bis jetzt bei allen Heckschleudern gehabt. Und außerdem ist das ja nun wirklich leicht zu beheben. Dies und etwas Rostvorsorge am Rahmen und Unterboden soll er während des Winterschlafes bekommen. Die dafür nötige Gratsche habe ich ja nun. Im Frühjahr wird er dann zugelassen, dann soll auch noch ein Hardtop montiert werden.
Und ja, ich mag es tief, schwarz und clean. Reicht doch wenn ich wie ´ne Ratte aussehe, da muss ich nicht noch eine fahren. Und tja, mein Brocken war leicht angesäuert, da sie eigentlich wieder einen Van wollte. Aber nach der ersten Fahrt mit dem neuen Dicken, war sie wieder die Ruhe in Person :cool:
E N D E