nach einigen Ankündigungen denke ich, ich sollte mit diesem Thema einfach schon mal anfangen: in den kommenden ein bis zwei Wochen werde ich hier nach und nach die Entwicklung von der ersten Besichtigung des Caprice, bis zum gewonnenen Rechtsstreit gegen den Vorbesitzer erzählen. Die wirklich interessanten Fakten kommen natürlich erst relativ weit hinten, aber vielleicht kann ich ja den Spannungsbogen bis dahin halbwegs aufrecht erhalten.
Für die Besserwisser und Klugscheisser vorab:
JA: Ich hatte beim Kauf die rosa Brille auf!
JA: Ich hätte viel früher rigoros durchgreifen müssen, und zwar nicht nur gegen den Vorbesitzer!
JA: Ich habe an das gute im Menschen geglaubt und dafür Lehrgeld bezahlt!
JA: Ich mache mich mit diesem Thread zum Volldeppen! Aber das mache ich nicht aus stumpfer Geltungssucht, oder um die Lacher auf meiner Seite zu haben. Sondern um andere unerfahrene Mitglieder zu warnen, damit diese evtl. aus meinen Fehlern zu lernen. Es muss ja auch schlechte Beispiele geben ;)
Und übrigens: NEIN, ich will kein Mitleid :D
Aufi geht’s:
Im Sommer 2008 entschied ich mich meinen 1990er G20 zu verkaufen. Irgendwie war mir diese Baustelle über den Kopf gewachsen und ich wollte ihn nur noch loswerden. Ich habe den Bumsbomber für einen fairen Kurs an eine junge Band aus Rostock verkauft und merkte bereits als die Bengels damit vom Hof fuhren: Alter, das war ein Fehler!
Der Van war mein erster Ami und nach unserer damals fünfjähriger Beziehung, hat mein Brocken mich in diesem Moment das erste mal überhaupt mit Pippi in den Augen gesehen…
Der Grund für den Verkauf war damals ein geplanter Hauskauf und die Hütte wäre mir wahrlich Baustelle genug gewesen. Der Kauf hat sich dann aus verschiedenen Gründen wieder zerschlagen (Verwandschaft ist schon was Tolles…) und ich wollte wieder einen V8 mein Eigen nennen. Schon seit längeren hatte ich ein Faible für den Caprice der Jahre 91 – 96, der Boxy war immer zu, ähm, „boxy“.Aber sein Nachfolger hatte es mir irgendwie angetan. Allerdings hatte ich recht genaue Vorstellungen vom „meinem“ Caprice: ein Station muss es sein, schwarz, mit dem 305er (wegen D3-Norm) und idealer weise mit einer leichten Tieferlegung und einer Autogasanlage, deren Tanks mir nicht den Kofferraum zu stellen.
Wie es der Teufel wollte, habe ich genau solch ein Exemplar in Wernigerode gesichtet, rund zwei Stunden Autofahrt von mir entfernt.
Also kurzer Hand Termin vereinbart und das gute Stück Probe gefahren! Der Verkäufer war Privatmann und von Beruf KFZ-Meister. Der Bock war gut 7 Jahre lang in seinen Besitz und hat durch ihn die Umbauten erfahren Die nachträglichere Lackierung in BMW-Schwarz steht dem Hobel äußerst gut!
Das Bild ist mit nem Handy geschossen und entsprechend mies. Die fetten Centerline Felgen waren mir persönlich zu groß, zwei Zoll kleiner hätten die an diesem Auto aber wohl saugut ausgesehen. Vom Zustand des Fahrzeugs her gab es zu diesem Zeitpunkt nichts zu beanstanden. Rost war bis auf eine kleine Stelle an der Heckklappe gar kein Thema, Motor und Getriebe liefen rund und selbst der Unterboden sah aus wie neu. Oh, eine Kleinigkeit fiel mir auf: die Auspuffanlage war komplett aus Edelstahl , aber wurde im Laufe der Zeit des Öfteren zerstückelt. Da war wohl jemand auf der Suche nach dem richtigen Sound…
Der Preis war relativ happig und wurde nach unten korrigiert. Es waren nämlich weder die Tieferlegung noch die Gasanlage oder die 20“ Centerlines eingetragen. Die Eintragung der Gasanlage habe ich zur Bedingung gemacht und wir wurden uns einig.
Eine Woche nach der Probefahrt war die Gasanlage eingetragen und ich holte den Caprice mit meinem gestörten Nachbarn Rainer ab. Bei dieser Gelegenheit wurde das Teil noch mal beäugt. Kollege Vorbesitzer scharrte schon etwas mit den Hufen, irgendwie hatte er es eilig…
Dadurch liess er sich zu folgender Aussage hinreissen: „Der Motor ist dicht, da musst Du nicht jeden Tag den Ölstand kontrollieren“. „Ja klar, weiss ich doch.“ kam da nur von mir zurück. Die Woche vorher hatten wir die Karre ja auf der Hebebühne und da war in der Tat alles trocken.
Noch kurz einen Satz Cromfelgen mit abgefahrenen Winterreifen eingeladen und ab ging die Fahrt. Ich vorweg, mein Nachbar mit seinem lütten Japsen hinterher. Das einzige was ich im Rückspiegel sehen konnte waren seine Zähne, denn er konnte das V8-Geblubber dort hinten besser hören als sonst jemand. Das Wetter war top und der Caprice lief wie ein Uhrwerk. Auf halber Strecke durch den Harz habe ich den Rainer noch zum Essen eingeladen, die weitere Tour verlief ohne weitere Zwischenfälle. Ich war happy.
Da es bereits Ende September war, und ich den Caprice auch im Winter bewegen wollte, ging es gleich am nächsten Morgen zum Reifenmokel um neue Winterpellen zu holen. Damit sah er dann so aus:
Danach noch kurz einkaufen, ab nach Hause und was sehe ich da: dort wo der Caprice übernachtet hatte, hat er sein Revier markiert. Nicht besonders ausgiebig, dort waren vier Flecken von der Größe eines Daumennagels zu sehen.
War erstmal nicht so Besorgnis erregend, kann ja nur eine Kleinigkeit sein. Das Leck schien irgendwo direkt vor Spritzwand im Bereich des Zylinderkopfes zu sein. Die zwei kommenden Wochen war ich nun aber durch eine Messe in Köln beruflich voll eingespannt, bzw auch gar nicht zu Haue. Eine genauere Diagnose konnte also erst danach durch eine Werkstatt erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine eigene Gratsche und nur minimalste Schrauberkenntnisse.
Nach besagter Messe ging es mit dem Caprice in eine kleine freie Werkstatt in der Nähe meiner Arbeit. Hier werden auch gerne mal Oldtimer restauriert, mit einem alten GM „Bauern-V8“ dürfte man hier also eigentlich keine Probleme haben. Die dortige Diagnose lautete auf eine undichte Ansaugspinnendichtung, oder Zylinderkopfdichtung. Man wollte den Fehler durchaus beheben, der nächste Termin wäre aber erst drei Monate später zu bekommen! Ich bin dann laut lachend dort wieder raus und bin seitdem auch nicht wieder dort gewesen…
Also ab zur nächsten Werkstatt: Die Diagnose war hier identisch mit der Oberen, allerdings lehnte man hier es gleich ab den Fehler zu beseitigen. Mit Amis hätte man nur schlechte Erfahrungen gemacht. Also, auf nimmer wieder sehen, wer mein Geld nicht will, der bekommt es halt auch nicht.
Hannover ist nicht allzu weit, und mit einer Buddel Öl im Kofferraum bin ich dort zu einer recht namhaften Werkstatt mit Ami-Erfahrung gegurkt. Gleiche Diagnose, Termin für den kommenden Freitag bekommen. Wenn die Ansaugspinne einmal runter ist, sollten die Jungs auch gleich die ZKDs mitmachen, unabhängig davon wo den nun das Leck tatsächlich zu finden ist. „Alles wird gut“ dachte ich zumindest: dieser Arsch von Werkstattbesitzer rief mich nach der Anlieferung des Caprice an und meinte wir hätten ein Problem. Er behauptete allen Ernstes, dass er den Zündverteiler nicht ausgebaut bekäme weil dieser zu weit hinten sitzen würde. Selbst wenn man die Motorhaube entferne, könne man den Verteiler nicht nach oben heraus ziehen. Das ginge nur wenn man den Motor komplett ausbauen würde! Der Zeitaufwand wären dann so 25 – 30 Stunden.!
Ich habe den sofortigen Stopp aller weiteren Arbeiten angeordnet, die Pfeifen sollten alles bisher zerlegte wieder zusammen schrauben und dann bloß die Finger von der Karre lassen. Ich habe mir dann noch das entsprechende Kapitel bei Autozone.com angeschaut und ausgedruckt. Bei der Abholung des Caprice habe ich dem Herrn „Meister“ den Wisch unter die Nase halten wollen, aber der grinste mich nur wissend an….Wer den Namen dieses Schuppen haben will, kann den gerne per PM bekommen.
Nachdem ich eine Nacht über das erlebte geschlafen hatte, dachte ich, ich ruf mal bei der Rechtsschutzversicherung an. Nicht wegen der dreisten Nummer von gestern, sondern weil der Caprice ja sehr kurz nach den Kauf am Lecken war. Zur Erinnerung: der Vorbesitzer hatte mir die Dichtigkeit des Motors mündlich zugesichert, mein Nachbar war Zeuge.
Die Schlaftablette von der Rechtsberatung teilte meine Sicht der Dinge. Dadurch dass ich einen Zeugen habe, sehe er durchaus Chancen auf einen erfolgreichen Rechtsstreit.
Aber ehrlich, ich hatte überhaupt gar keinen Bock auf so was! Also kurzer Hand den Vorbesitzer angerufen, die Lage geschildert und auch gleich von dem Anruf bei der RSV erzählt. Mein Vorschlag um aus der Nummer heraus zu kommen war folgender: ich besorge die Ersatzteile die nötig sind um die ZKDs zu wechseln. Das Auto stelle ich ihm samt Ersatzteile vor die Tür und er kann den Schaden beheben.
Nach einem Tag Bedenkzeit erklärte er sich einverstanden Als Zeitrahmen für die Reparatur hatte er um eine Woche gebeten. Damit konnte ich mehr als gut leben und freute mir ein zweites Loch in den Arsch, aufgrund dieses „Gentleman Agreements“.
Demnächst geht es weiter, muss nun ´ne Runde poofen gehen :schlaf: