Ein Herzliches Willkommen im US-Car Forum - schön, dich in unserer Mitte zu wissen!

Es gibt viel zu entdecken, aber bitte schau zuerst in deinen persönlichen Bereich (oben rechts das vierte Icon) ändere dein Passwort und mach alle Einstellungen nach deinen Wünschen.
Dabei bitte jede Seite/Tab mit Änderungen sofort speichern (Absenden).
Viel Spaß beim Durchprobieren.

Mickey Thompson (1928-1988), Rennfahrer, Erfinder, Unternehmer

Automobile Geschichte und mehr zum Stöbern
Benutzeravatar
chief tin cloud*RIP*
Moderator
Moderator
Beiträge: 10430
Registriert: 25.04.2009
Wohnort: St. Gallen
Kontaktdaten:

Mickey Thompson (1928-1988), Rennfahrer, Erfinder, Unternehmer

Beitrag #1 von chief tin cloud*RIP* » 19.12.2011, 10:42





Den Namen Mickey Thompson hat wohl jeder schon einmal gelesen – und sei es nur auf einem dicken Renn- oder Offroadreifen. Dahinter steckt ausserdem eine aussergewöhnliche Rennfahrerpersönlichkeit, ein begnadeter Techniker, ein erfolgreicher Geschäftsmann. Und ein tragisches Schicksal.


Marion Lee "Mickey" Thompson wurde am 7. Dezember 1928 in Alhambra CA geboren. Seine berufliche Karriere begann er als Journalist bei der Los Angeles Times. In seiner Freizeit begann er, Dragster zu fahren und wagte nach zehn Jahren bei der Zeitung den Einstieg als Profifahrer.



1953 startete er an der Carrera Panamericana in Mexiko, erlitt dort aber einen schweren Unfall als er beim Versuch, Zuschauern auf der Fahrbahn auszuweichen, von der Strasse abkam.


Ausserdem erwarb sich Thompson einen hervorragenden Ruf als Techniker und Konstrukteur. 1954 baute er den ersten Dragster mit hinter der Hinterachse angeordnetem Fahrersitz ("Slingshot"). Im folgenden Jahr brachte er als erster einen Dragster über die Viertelmeile auf über 120 mph (193.2 km/h) und verbesserte dieses Ergebnis noch im gleichen Jahr auf über 150 mph (241.5 km/h) und 1958 auf 194 mph (315.7 km/h). Er fuhr über 10'000 Rennen, war mehrfacher Drag Champion und mindestens ein Mal Gesamtsieger in den Kategorien Midget, Sprint Car, Offroad, Stock Car und Sportwagen.


Seit 1950 kam Thompson auch regelmässig nach [[Utah]] wo er er mit einem getunten Ford V8 Coupé von 1936 Geschwindigkeitstests absolvierte. Bald danach baute er auf dem Rahmen eines Amerivcan Bantam einen Special mit gleich zwei Flathead Ford V8. Darauf folgte ein Vierzylinder Pontiac-Special mit dem er auf den Bonneville Flats 473 km/h erreichte.


Mit Pontiac als Sponsor nahm er nun den absoluten Geschwindigkeits-Weltrekord für Landfahrzeuge in Angriff. Titelhalter war John Cobb, einem dem geneigten Leser seit dem Adventskalenderfred 2009 wohlbekannter Unternehmer und Rennfahrer. Cobb hatte nacheinander einen 10-Liter Fiat GP, den Parry Thomas Special mit 27 L V12 ("Babs"), einen 10.5 Liter Delage V12 besessen und sich danach den Napier-Railton mit einem Napier-Flugmotor mit 24 L Hubraum (3 Zylinderbänke) und über 500 HP bauen lassen. Danach folgte ein echtes Monstrum: Der Railton (Mobil) Special mit zwei V12-Kompressor Flugmotoren Napier Lion V11D (WD) und einem Hubraum von 47'872 ccm, 2500 HP stark und mit Allradantrieb. Damit hatte er erstmals am 23. August 1939 den Weltrekord bei 369.47 mph eingestellt und ihn am 16. September 1947 gleich selber auf 394.20 mph verbessert. 1952 kam er bei einem Weltrekordversuch mit einem Rennboot ums Leben.




Der Railton Mobil Special, Cobbs' Weltrekordwagen von 1939 und 1947 bei einem Anlass in Brooklands (GB), ca. 1938 (brooklandsarchives.com)

Thompsons Angriffswerkzeug nahm sich dagegen relativ bescheiden aus: Sein Challenger I hatte vier paarweise hintereinander angeordnete Pontiac 400er V8 mit Kompressor und Allradantrieb. Und anfangs 1'600-2'400 PS...

Den Wagen hatte Thompson selber entworfen. Ausgangspunkt waren die Motoren, das Chassis wurde darum herum gebaut. Fritz Voight, selber eine Hot Rod Legende, war der Motorentechniker und George Hill entwarf die Karosserie.




Challenger I im NHRA Motorsport Museum (Wikipedia)






Challenger I im NHRA Motorsport Museum (flickr)





Challenger I an der Goodwood Speed of Week 2007 (flickr)


Am 6. Oktober 1959 erzielte er damit in Bonneville einen Klassenrekord Kat. A/BFS mit 363,48 mph (585 km/h). Er hatte bis 1990 Bestand.




Szenenbild aus "the Fastest Indian" über Mickey Thompson (flickr)


Challenger I erhielt vier neue GMC 6-71 Lader welche etwa 1'000 PS zusätzlich bringen sollten aber Probleme machten. Am 9. September 1960 schliesslich erfolgte sein Weltrekordversuch. Er erreichte 406.6 mph - aber nur in einer Richtung (ein Weltrekord geht über je 1 Meile in jeder Richtung, zu absolvieren nacheinander innert maximal einer Stunde). Dann brach beim Beschleunigen eine Welle im Wert von etwa 3 $. Dies liess sich nicht zeitgerecht reparieren und die offizielle Anerkennung blieb aus. Was blieb, war der Rekord über den Kilometer mit 392 mph.

An den National Speed Trials 1962 versuchte er es mit einem neuen Auto, musste aber aufgeben weil immer noch an den Folgen eines zuvor erlittenen Unfalls mit einem Rennboot litt. Er gab auf und unternahm keine weiteren Versuche in diese Richtung mehr.






Mickey Thompson und Harry Stephens arbeiten am Chassis ihres Harvey Aluminum Special Indy 500 Racers, ca. 1961 (thompson-motorsports.com)

Langweilig war ihm wohl trotzdem nicht. Kurz vor seinem Weltrekordversuch hatte er die Mickey Thompson Enterprises gegründet,
einen Handelsbetrieb für Speed-Teile vorwiegend für Pontiacs.




Offizielles Bild des Mickey Thompson Harvey Aluminum Special vor dem Indy 500 Rennen. Der Wagen hatte einen Buick Alu V8 (215 ci) und rundum eine unabhängige Aufhängung. (thompson-motorsports.com)

Als nächstes konstruierte er gemeinsam mit John Crosthwaite einen eigenen Indy 500-Renner. Der Wagen gehörte zu den ersten die hier mit Heckmotoren antraten. Thompson verwendete auch nicht den allgegenwärtigen Offenhauser-Motor sondern mit dem neuen Buick 215 ci Alu-Small Block V8 mit 330 HP das erste Triebwerk mit unverändertem Motorblock seit 1946. Dieser Motor wurde später an Rover verkauft und dort in modernisierten Versionen bis die 1990er Jahre verwendet.




Dan Gurney at Speed, Indianapolis 500 1962. In der 92. Runde schied er mit Hinterachsproblemen aus und belegte den 20. Schlussrang. (thompson-motorsports.com)




Dan Gurney am Indianapolis 500 1962. (thompson-motorsports.com)

An den Start gebracht wurden 1962 drei dieser Fahrzeuge. Während sich Nr. 35 nicht qualifizieren konnte erzielte Rookie Dan Gurney mit der Nr. 34 auf Anhieb die siebtbeste Qualifikationszeit mit 147.886 mph. Im Rennen lief es jedoch nicht gut, einem verpatzten Boxenstopp folgte der Ausfall mit defekter Hinterachse in der 92. Runde.




Misslungener Boxenstopp für Gurney am 62er Indy 500 (thompson-motorsports.com)


Gurney's Harvey Aluminum Special Nr. 34 existiert noch. Die folgenden Bilder entstanden am Rolex Monterey Motorsports Reunion in Monterey (Laguna Seca) 2010. Enjoy:








(Alle Fotos: conceptcarz)



Für das Indy 500 von 1963 verbesserte Crosthwaite Auto. Neu waren kleinere (12 Zoll) aber breitere Felgen (vorn 7 und hinten 9 Zoll). Thompson brachte drei davon an den Start plus zwei Vorjahres-Chassis, nun mit Chevy Small Blocks. Eines der neuen Autos, der Harvey Titanium Special, erhielt ein innovatives Fahrgestell aus Titanium.

Eine spätere Thompson-Konstruktion, der Sears Thompson Allstate Special, gesponsort von der Eigenmarke Allstate der Warenhauskette Sears, belegte mit Rookie Al Miller für einen der 62er Wagen, den Sears Thompson Allstate Special, trotz miserabler Qualifikation (31.) auf den 9. Platz. Duane Carter qualifizierte sich mit einem der neuen Wagen als 15., fiel aber in der 100. Runde aus (23. Schlussrang).


Danach gab Thompson das Rennen fahren nicht ganz auf, konzentrierte sich aber mehr auf seine Geschäfte. 1963 gründete er gemeinsam mit Ehefrau Trudy die Mickey Thompson Performance Tires Co. in Stow OH weil er mit den vorhandenen Reifen für die Indy 500 nicht zufrieden war. Bald gab es aber auch Sportreifen für die Strassenfahrzeuge. Viele Muscle-cars dieser Zeit fuhren damit. 2003 folgte ein 40-Zoll-Spezialreifen für leichte Nutzfahrzeuge und ein Radialreifen für Dragster mit Strassenzulassung. Im gleichen Jahr wurde die Firma von der Cooper Tire & Rubber Company übernommen.



1969 Ford Mustang Boss 429 Super Stock; links Butch Neal, rechts Mickey Thompson (Ar-Chief)



Zu Beginn der Siebzigerjahre entwickelte Thompson einen Dragster der Funny Car-Klasse auf der Basis des Pontiac Grand Am. Das gelb lackierte Fahrzeug wurde nach dem Hauptsponsor, dem Plastikmodellhersteller Revell, ''Revelleader'' genannt und von Dale Pulde gefahren. Natürlich gab es auch einen Modellbausatz dieses Dragsters im Handel.




Dragster der Funny Car-Klasse von Mickey Thompson, Dallas 1971, wahrscheinlich gefahren von Bob Pickett. (Wikipedia)


Schliesslich gab gab es auch noch die Mickey Thompson Entertainment Group welche Shows für Hot Rods und Custom Cars organisierte, vor allem aber eine Indoor-Motocross Show und eine Offroad Renn-Show betrieb welche einiges zur Verbreitung dieser Sportarten in den Agglomerationen der grossen Städte in den USA beitrugen.

Zu Thompsons Beiträgen zum Motorsport gehörten auch die Einführung des Ampelstarts und des ''Foul-Light''-Systems auf Dragster-Rennstrecken, der erwähnte Spezialreifen für Rundstreckenrennen, Nitrogen-Stossdämpfer in den USA sowie eine mit Wasser befüllte Sicherheitsbegrenzung für Rennstrecken und Autobahnen.

Zusammen mit seiner Frau Trudy wurde Mickey Thompson am 16. März 1988 in seinem Haus in Bradbury CA erschossen. Schnell erwies sich, dass die Tat von zwei gedungenen Profikillern verübt worden war welche auf Fahrrädern gekommen waren. Im Dezember 2001 wurde ein ehemaliger Geschäftspartner der Thompsons, Michael Goodwin, verhaftet und der Anstiftung zum Mord angeklagt. Zuvor war ein gemeinsames Projekt schief gegangen und Goodwin zu einer Zahlung von $ 500'000 verurteilt worden.



Die formelle Anklage wurde erst am 8. Juni 2004 erhoben nachdem Goodwin einige Monate in Untersuchungshaft verbracht hatte. Damals scheinen die Ankläger nicht die in CA mögliche Todesstrafe angestrebt zu haben. Am 4. Januar 2007 fand eine Jury Goodwin schuldig des zweifachen Mordes und er wurde zu zweimal Lebenslänglich verurteilt ohne Chance auf vorzeitige Entlassung und ohne Möglichkeit, ein neues Verfahren anzustrengen.


Zugegeben: Ein wenig weihnächliches Ende. Aber eine Geschichte, die ein Adventskalenderfred-Türchen verdient.


Bild


ASK THE MAN WHO OWNS ONE

Es ist kompliziert.

Zurück zu „* Automobile History *“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste