Liebe Gemeinde,
es gibt Autos, bei deren Anblick man sich fragt, was sich der Erbauer dabei gedacht hat.
Ein solcher Fall verbirgt sich hinter unserem heutigen Adventskalenderfredtürchen.
1951 Studebaker Manta Ray Roadster
Die Bezeichnung ist allerdings doppelt irreführend. Dies ist nämlich kein Konzeptfahrzeug des Traditionsherstellers aus South Bend und es ist auch nicht von 1951.
Andererseits ist dieses Auto auch nicht das Werk eines exzentrischen Customizers mit möglicherweise seltsamen Rauchgewohnheiten.
Der Reihe nach. Der Manta Ray ist auf dem Fahrgestell eines 51er Studebaker Commander aufgebaut - vermutlich ein Convertible, denn das hatte einen verstärkten Rahmen.
1951 Studebaker Commander State Convertible
Erbaut wurde der Manta Ray von den Luftfahrtingenieuren Glen Hire und Vernon Antoine aus Whittier, California. Beide arbeiteten in der Entwicklungsabteilung für Düsentriebwerke und Lenkwaffen von North American Aviation und waren unbedingt der Meinung, dass sich die Formgebung eines modernen Jagdflugzeug im Autodesign wiederfinden sollte. Damit waren sie nicht allein::
Der Buick LeSabre Concept Car hat das Design des Manta Ray zweifellos beeinflusst. Er war ein Technologieträger und mobiles Testlabor. Er besteht aus Aluminium auf einem Chrommolybdänrahmen. Er hat Benzineinspritzung und ein Verdeck mit Regensensor. Das Styling ist bizarr, mit offensichtlichen Anleihen an den Flugzeugbau. Der LeSabre muss astronomische Summen verschlungen haben.
Die standen Glenn und Vernon nicht zur Verfügung. Ihre Karosserie entstand ganz unspektakulär in einer Hinterhofwerkstatt. Ungewöhnlich war das Wie: Die beiden verwendeten Fiberglas, damals ein neuer Werkstoff. Die Karosserie besteht aus 14 Lagen. 4000 Arbeitsstunden gingen in das Projekt. Der Manta Ray wurde 1953 vorgestellt, im gleichen Jahr wie die Corvette C1, der Kaiser K-161 Darrin und der Woodill Wildfire. Damit war er eines der ersten Autos mit Kunststoffkarosserie in den USA.
Die Technik war unspektakulär. Der Antriebsstrang blieb unverändert - wahrscheinlich ausser der Kardanwelle. Die musste an das um 3 Zoll gekürzte Fahrgestell angepasst werden. Der Manta Ray erhielt Schlusslichter und Lenkrad von einem 53er Lincoln, den Tacho spendierte ein Plymouth, die Instrumente waren Stewart-Warner. Die Stossstangen wurden einem Hudson amputiert und angepasst. Der Tankeinfüllstutzen war hinter dem mittleren Schlusslicht versteckt. Die Lackierung war ein sympathisches, güldenes metallic.
Der Manta Ray wurde nicht als Freizeitbeschäftigung gebaut. Glenn und Vernon bemühten sich ernsthaft, eine kleine Serienproduktion auf die Räder zu stellen. Motor Trend berichtete im Juli 1953, Motor World, Mechanix Illustrated und Popular Science folgten. Im Februar 1954 erschien in Rod and Custom ein Bericht von Dean Moon, dem Gründer von Moon Equipment. Irgendwann gaben die beiden auf.
Das Auto verschwand für 6 Jahrzehnte von der Bildfläche. Erst 2016 wurde er wieder ausgestellt. Am Amelia Island Concours d'Elegance, wo diese Bilder entstanden.
Woodill schaffte eine kleine Produkton. Ab 1951 bot eine Firma namens Victress Nachrüstkarosserien aus Fiberglas für ältere Fahrgestelle an. Es gibt aber nur diesen einen Manta Ray.
Fotos conceptcarz.com