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Ultimativer Adventskalenderfred 2009

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chief tin cloud*RIP*
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Ultimativer Adventskalenderfred 2009

Beitrag #91 von chief tin cloud*RIP* » 11.12.2009, 10:26

Liebe Gemeinde



An dieser Stelle war bereits die Rede vom Prototypen AMC Tarpon der nicht in Serie gehen durfte. Heute erfahrt Ihr wie die Geschichte weiterging…



Richard Teague hatte mit seinem concept car praktisch den Mustang noch einmal erfunden: Ein sportliches Coupé (OK, den Mustang gab es auch offen) auf der kleinsten erhältlichen Plattform. Das war im Falle des Tarpon die American-Bodengruppe. Doch da passte, wie schon erwähnt, der AMC V8 nicht hinein. Abgesehen davon verdiente Rambler Geld mit stinknormalen Autos - damals die Baureihen American, Classic und Ambassador - und nicht mit Extravaganzen die sich auf den Automobilsalons gegenseitig die Show stahlen.



Andererseits gefiel der Tarpon dem AMC-Chef Roy Abernethy eigentlich. Teague hatte auch die oberste Direktive der AMC-Modellpolitik verinnerlicht: Millionen für neues Tooling waren nicht vorhanden – also waren Ideen gefragt, die sich auf den bestehenden Pressformen realisieren liessen. Weil ein kleines bisschen Glamour im Automobil-Business selten schadet, durfte der Tarpon in ausgewählten Städten dem Publikum gezeigt werden.



Die erste und letzte dieser Städte war Los Angeles. Nach der zweiten, San Francisco, kam er schon nicht mehr. Inzwischen war nämlich die Entscheidung gefallen, das Design auf den grösseren Classic zu übertragen. Teague war nicht glücklich darüber denn die Linien harmonierten keineswegs. Er meinte später, Abernethy hätte sich anstelle eines 2+2 für ein 3+3 Sportwagen entschieden.







1965 Rambler Marlin (Werkbild; marlinautoclub)

Am Heck ist der 65 er erkennbar am Schriftzug „Rambler“ in Blockbuchstaben. Die Schlussleuchten erschienen 1967 noch einmal.



Das Team, das unter Teagues Führung das neue Design entwickelte, bestand aus Bob Nixon (später unter Chrysler-Führung Chefdesigner für Jeep), Vincent Geraci (bei Chrysler später verantwortlich für Produktdesign und –Identität), Fred Hudson, Neil Brown, Don Stumpf und Jim Pappas. Gerade Nixon war nicht sehr erfreut und verglich die Anstrengungen, das Auto zur Serienreife zu bringen etwas drastisch mit dem Versuch, eine Corvette auf einer Buick-Sedan-Plattform bauen zu wollen.







Die „Uni-body“-Konstruktion des Rambler Marlin (marlinautoclub)



Das neue Fahrzeug war immerhin 15 Zoll länger (195 statt 180), hatte einen Radstand von 112 statt 106 Zoll und war 1 ½ Zoll höher als der Tarpon. Ausserdem bestand der 1.93 m-Hüne Abernethy darauf, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen. Das führte dazu, dass die Dachlinie zum Entsetzen der Designer im hinteren Bereich um ca. 1 Zoll angehoben werden musste. Für den neuen Entwurf schlug Teague den Namen Marlin vor.







1965 Rambler Marlin (howstuffworks)

6 Personen passten in den Marlin – aber nicht ihr Gepäck…





Es darf vermutet werden, dass der Transfer auf die grössere Plattform nicht nur mit dem fehlenden V8 zu tun hatte sondern auch eine strategische Entscheidung war. Abernethy plante, AMC so weit zu bringen dass die „Grossen Drei“ Modell für Modell angegriffen werden konnten. Wohl deshalb wurde der Marlin als eigene Baureihe geführt obwohl er technisch vollständig auf der Classic-Baureihe beruhte. Wenigstens erhielt er einen eigenen Kühlergrill - natürlich einer der mit der bestehenden Pressform für den Classic-Grill hergestellt werden konnte…



Der Marlin war mit $ 3,100 nur unwesentlich teurer als das Classic 770 2-door Hardtop ($3,063 als 6-Sitzer oder $ 3,089 mit Bucket Sitzen und Konsole). Trotzdem erhielt er eine bessere Grundausstattung. Dazu gehörten servounterstützte Scheibenbremsen, eine Zweikreis-Bremsanlage, eine Innenausstattung, die grösstenteils dem Top-Modell Ambassador entlehnt war, verstellbare Einzelsitze und Mittelkonsole.



Nur 2'005 Kunden wählten die Basis-Motorisierung mit AMCs 145 HP Six (232 ci) Optional gab es zwei V8: den 287 ci mit 198 HO und den 327 ci 4bbl mit 270 HP. Volle 42% der Erstjahres-Produktion hatten diesen Motor in Verbindung mit der Torque-Commander Automatik (eine verbrämte Mopar Torque-Flite) und Wählhebel auf der Konsole. Nur 6% aller Marlins hatten das optionale „Twin-Stick“ Schaltgetriebe mit OD, das mit jeder Motorisierung lieferbar war.



Option waren Heavy-Duty Aufhängung, Twin-Grip-Sperrdifferential, Servolenkung, verstellbare Lenksäule, elektrische fensterheber, getönte Scheiben (70% der Produktion!) und Radio. In jedem 2. Marlin war das AM/FM Gerät verbaut, oft in Verbindung mit Hecklautsprecher. Daneben gab es ein einfacheres AM-Gerät. Ohne radio kamen nur 221 Stück zum Kunden.







1965 Rambler Marlin (Wikipedia)

Leider habe ich keine bessere Frontansicht vom 65er gefunden. Dieser Marlin hat zwar den richtigen Grill, der rote Streifen darin ist aber nicht original



Der Marlin wurde am 10. Februar 1965 der Presse vorgestellt und stand ab 1. März bei den Händlern. Diese späte Markteinführung unter dem Jahr war ein geschickter Schachzug der dem neuen Auto mehr öffentliche Aufmerksamkeit einbrachte. Die Fachwelt nahm den Marlin gemischt auf. Gelobt wurden Fahreigenschaften, Innenausstattung und Bremsen. Motor Trend, ein führendes Fachblatt, befand, dass der Marlin gut ausbalanciert sei und eine Abrundung des bestehenden Angebots an sportlichen Coupés. Warum auch immer - Automobile Quarterly, eigentlich ein Magazin für Oldtimer und klassische Fahrzeuge, verstieg sich zu einem vollständigen Verriss. Der Marlin sei das hässlichste Auto, das Detroit produziere, die Sicht nach hinten sei völlig ungenügend, die Schlusslichter wären ebenso falsch positioniert wie das Lenkrad und die Sitze sowieso zu weich. Sogar die Form der Pedale wurde beanstandet. Nachdem derlei Kritik den Rambler Classic nicht betraf darf man sich schon fragen was das sollte.



Dass hingegen das einwärts gezogene Fliessheck polarisierte lag auf der Hand und war einkalkuliert. Interessanterweiser gehörten hauseigene Designer wie Nixon zu den schärfsten Kritikern.



Carl Cameron, der Design-Verantwortliche für den Dodge Charger (der im folgenden Jahr erschien) befand das Konzept des Marlin als einziges vergleichbar mit dem Charger. Letzterer war möglicherweise eleganter – aber da hatte sich ja auch kein CEO auf die Rückbank gesetzt und die Kopffreiheit bemängelt…



Das Marketing war von Anfang an auf das Segment der Personal Luxuries ausgerichtet. In der Intermediate-Klasse gab es bislang kein solches Angebot, die bislang existierenden Ford Thunderbird, Buick Riviera, Oldsmobile Starfire und Pontiac Grand Prix waren allesamt Full Size Automobile. Auch Fastbacks waren in der mittelgrossen Klasse zuvor nicht erhältlich. 10'327 Rambler Marlin wurden im ersten Produktionsjahr verkauft.







1966 AMC Marlin mit der Vinyl-Option (nur schwarz erhältlich) (Wikipedia)







1966 AMC Marlin Interieur mit 4-Gang-Schaltgetriebe (Wikipedia)



Für 1966 blieb der Marlin praktisch unverändert. Ab diesem Jahr wurde der Markenname Rambler nur noch für die American-Baureihe verwendet, Classic, Ambassador und Marlin liefen jetzt unter AMC. Entsprechend wurden der „Rambler“-Schriftzug an der Haubenfront durch „Marlin“ ersetzt und die Blockbuchstaben am Heck weggelassen. Der Grill wurde etwas abgeändert und enthielt einen schmalen Streifen in Wagenfarbe. Anstelle der 2. Farbe für das Dach war auf Wunsch ein schwarzer Vinylbesatz erhältlich. Vorne gab es jetzt auch für die Sechszylinder serienmässig einen Stabilisator. Die Grundausstattung wurde einfacher, dafür sank der Basispreis auf $2,601 und die Zubehörliste wurde länger. 4'547 Stück wurden verkauft.







1967 AMC Marlin (motorbase)



Für 1967 wurde der Marlin auf die Ambassador-Plattform übernommen, die in diesem Jahr neu herauskam. Die Entscheidung zur Produktion des Javelin war gefallen. Dieser sass auf der kleinen Bodengruppe und es wurde befürchtet, dass sich die die Kundensegmente der beiden Modelle überschneiden könnten. Ausserdem war ein Full Size Marlin besser in der Produktpalette unterzubringen und von den Kunden besser einzuordnen. Beworben wurde der Marlin im Ambassdador-Prospekt.







1967 AMC Marlin 327 4bbl (motorbase)



Es zeigte sich, dass die längere Haube des Ambassador zu besseren Proportionen führte. Teague meinte später, der 67er Marlin sei deshalb der formal ausgewogenste der drei Jahrgänge. Vorne gab es jetzt Doppelscheinwerfer übereinander. Die Heckscheibe wurde vergrössert doch das half wenig. Die hintere Stosstange war eigenständig doch griffen die Designer in die Trickkiste: Der Kofferraumdeckel der Vorgängermodelle wurde eingepasst und die Schlussleuchten des 65er wurden „reaktiviert“. Innen entsprach die Ausstattung mehr oder weniger dem Ambassador 990 oder DPL Hardtop. Eine Split Bench mit Mittelarmlehne und einem Polster für einen dritten Passagier vorne war optional. Ein kleineres Lenkrad sass auf einer neuen sicherheits-Lenksäule.

Basis-Motor war immer noch der Six aber nur 355 Marlin erhielten ihn. AMC hatte jetzt auch neue V8 im Regal: 290 ci 2bbl, 343 ci 2bbl (für Normalbenzin) und 343 ci 4bbl mit einer höheren Verdichtung von 10,2 : 1 und gut für 280 HP. Nur noch 2'545 Stück konnten verkauft werden und AMC stellte den Marlin zum Ende des Modelljahres ein.


American Motors baute einige Show Cars auf der Basis des Marlin. Der erste war der „Black Marlin“, der 1965 auf verschiedenen Automobilausstellungen zu sehen war. 1966 hiess das Show-Stück „Tahiti“. Er hatte eine leuchtend blaue Effektlackierung und ein Interieur mit "bright South Seas floral upholstery" samt passenden Kissen. Ich stelle mir darunter eine Art Hawaii-Hemden-Stoff vor…

Ein 66er Marlin erhielt versuchsweise die Ambassador-Front und ein „Marlin II“ genannter Prototyp wurde im gleichen Jahr auf die Ambassador-Plattform gesetzt - offensichtlich um den Effekt zu testen. Beide wurden zeitweilig von Richard Teague genutzt.



Der 66er Marlin mit Ambassador-Front (marlinautoclub)



Der Marlin war das erste Modell einer neuen Produktinitiative, welche AMC als vierten Komplettanbieter etablieren sollte. Die nächsten Schritte waren „Go“-Pakete für die Volumenmodelle, Javelin (Pony Car, gerichtet gegen Mustang, Camaro & Co), AMX (Corvette-Herausforderer), Gremlin (Antwort auf europäische und asiatische Subcompact-Importe) und Pacer (innovatives Stadtauto).Dazwischen kaufte AMC von Kaiser das Jeep-Angebot. Damit mischte man einem bestens eingeführten Produkt plötzlich auch bei leichten bis schweren Geländewagen mit und besass eine Abteilung für leichte Nutzfahrzeuge.



Letztlich schlug der ehrgeizige Plan fehl. Das biedere Rambler-Image liess sich nie ganz abschütteln und AMC hatte weder den finanziellen Hintergrund noch die Kapazitäten um auf diesem Weg erfolgreich zu sein.
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Beitrag #92 von carhunter » 11.12.2009, 10:39

um mal mit einem zitat zu beginnen (robert ich denk an dich ;) ):
rosch64 schrieb: YES
YES
YES
YES
YES
YES
YES
AMC for ever



sollte kangsam mal zu grübeln anfangen warum amc von mir bis jetzt viel zu wenig aufmerksamkeit bekommen hat, das muss sich ändern!
DANKE auch für dieses Türchen, Chief!:)
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Beitrag #93 von White Wolf » 11.12.2009, 10:39

Wieder Infos über Infos, danke Chief! :)
Gruß,
Melanie
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Beitrag #94 von blackmagic57 » 11.12.2009, 11:31

1965 Rambler Marlin (howstuffworks)

6 Personen passten in den Marlin – aber nicht ihr Gepäck…

Design hat nicht immer auch was mit Funktionalität zu tun...;)
´
Wenn eine Fliege auf deinem Hoden landet wirst du lernen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. :fiesgrins:


Cadillac, what else? :rolleyes: :arrow: zu meinem ´57 Cadillac Resto-Thread
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Beitrag #95 von chief tin cloud*RIP* » 12.12.2009, 01:53

Liebe Gemeinde

noch ist die Farge aller Fargen nicht beantwortet:


WER HAT DEN V8 ERFUNDEN?


Louis Chevrolet war es offensichtlich nicht obwohl er nicht ganz unbeteiligt war wie wir noch sehen werden. Und vor seinem V8 von 1917 gab es eine ganze Reihe von Firmen die behaupteten, die ersten gewesen zu sein.

Eine gewisse Einigkeit herrscht darüber, dass Cadillac der erste gewesen sein könnte. Stimmt aber auch nicht ganz. Cadillac war wohl die erste US-Marke mit einem V8 im regulären Programm. Aber er wurde weder da erfunden noch produziert.

Cadillac hatte zuvor mit dem Vierzylinder Model 30 grossen Erfolg. Ende 1914 erschien für das Modelljahr 1915 der Type 51, der erste US-Serienwagen mit V8-Motor.






314 ci V8 des Cadillac Model 51 von 1915 (Yann Saunders; cadillacclub)

Dieser L-head-Motor (Ein- und Auslassventile auf der gleichen Seite im Gegensatz zum älteren T-head wo sie gegenüber sitzen) blieb – mit Weiterentwicklungen – bis 1927 im Programm. Entwickelt und gebaut wurde der Motor bei der Northway Motors Co. in Cincinnati. Die Firma war 1909 an GM verkauft worden. Gründer Ralph E. Northway hatte davor erst für Dodge und dann selbständig Teile für den Ford T geliefert. Er ist einer der Väter des Erfolgs von Fords Serienproduktion. Es folgten Konstruktion und Bau von Motoren und ganze Automobile wie der Ohio und der Crescent. Trucks von hoher Qualität wurden sogar bis 1925 hergestellt.


Andere US-Hersteller folgten schnell mit einem V8. Herschell-Spillmann, ein Ausstatter von Jahrmarktgeschäften, war einer der ersten nach Northway der sie produzierte.

Mitte 1915 aber für das Modelljahr 1916 erschien der Cole Model 8-50. Der L-head-V8 dieses Modell war von Joseph Cole, Ingenieur Charles Crawford und den Fachleuten bei Northway entwickelt worden. Northway baute das Aggregat exklusiv für Cole. Der Hubraum betrug 346.3 ci (5670 ccm) und die Leistung respektable 80 HP. Das Chassis hatte einen Radstand von 127 Zoll. 5 Werkskarosserien mit Preisen zwischen $1,785 und $3,250 waren erhältlich.




1919 Cole Series 870 Aero Eight Sportster; Style 872. Der 4-Sitzer kostete $2,595. Dieses Fahrzeug wurde in den 60ern restauriert und erhielt in den 90ern eine Motorenrevision. Möglicherweise war die Zweitbesitzerin das Denver Police und 3ebenfalls möglicherweise stammt es aus der Harrah Collection in Reno. (Conceptcarz)


Der Cole war ein „Assembled Car“, d. h. ein Automobil, das aus zugekauften Komponenten montiert wurde. Etliche Marken produzierten auf diese Weise. Oft wurden sie von den „richtigen“ Autobauern belächelt. Joseph Cole baute aber seine Autos aus Überzeugung so und nicht anders. Er glaubte, ein Betrieb, der nur gewisse Bestandteile produzierte, hätte ein grösseres Know-how in seinem Spezialbetrieb als ein „Allrounder“. An diesem V8 hielt Cole bis zur Produktionseinstellung 1925 fest.


Der Erfolg des Cadillac 51 veranlasste auch Stearns-Knight, sich mit dem V8 zu beschäftigen. Schon Ende 1914 begann Frank Stearns mit der Entwicklung einer schiebergesteuerten Version. Im Februar 1915 lief der Test-Motor und im August lief die Produktion des SK8 für das Modelljahr 1916 an.





Der V8-Motor des Stearns-Knight SK8; 1916-18 und ein Prospektbild des SK8 Touring von 1918 (aseltine)


Stearns baute seit 1898 Automobile und war ein höchst respektierter Name. Mit dem Erwerb einer Lizenz von Charles Knight zum Bau von Schiebermotoren im Jahr 1911 baute Stearns nichts mehr anderes. Das Schwergewicht lag bei grossvolumigen 4- und 6-Zylindern. 900 SK8 (plus 2’100 4-Zylinder) entstanden 1916, 4'000 V8 1917 und 1'450 im Jahr 1918. Die Firma fertigte im 1. Weltkrieg Rolls-Royce-Flugmotoren. Anschliessend gab es nur 4- und 6-Zylinder und erst in den letzten Jahren erschien wieder ein 8-Zylinder, diesmal allerdings ein Reihenmotor. Die Firma schloss 1929.




1918 Cunningham Series V Town Car (obs-us)


Ebenfalls 1916 versuchte sich noch ein Luxuswagenhersteller am V8. Cunningham, zu diesem Zeitpunkt schon seit fast 100 Jahren Hersteller der besten Bestattungsfahrzeuge die für Geld zu haben waren und seit 1907 Hersteller sehr exklusiver Automobile, lancierte seinen V8 Series V im Jahr 1917. 132 Zoll Radstand, 441.8 ci (7241 ccm), eine Leistung zwischen 80 und 90 HP und Preise zwischen $3,750 und $5,000 waren Ansagen in der höchsten Klasse.




1920 Cunningham Series V Touring Victoria Top (obs-us)


Cunningham verkaufte nie viele Fahrzeuge. Dem selber entwickelten Motor blieb man bis Produktionsende 1929 treu, zuletzt mit 106 HP. Mit Einführung der Serie V entfielen alle anderen Motoren im PW-Bereich. Andererseits waren die Bestattungsfahrzeuge mit 4- und 6-Zylindermotoren ausgestattet, keinesfalls aber mit dem V8.


Es gab noch einige andere frühe V8-Hersteller in den USA. Zum Beispiel Daniels. Die Marke, gegründet von einem ehemaligen GM-Vizepräsidenten und einem Stahl-Magnaten der Chassis an viele Hersteller lieferte, begann 1915 mit einem von Herschell-Spillman zugekauften V8 von 331 ci und verkaufte auf Anhieb 300 Autos. zu Listemnpreisen zwischen $2,350 und $3,500. 1919 begann Daniels für das neue Modell C mit der Produktion selber konstruierter V8-Motoren. Für den D von 1920 wurde der Motor überarbeitet und leistete jetzt 90 HP aus 404 ci.





1921 Daniels Model D-19 Fleetwood Speedster (conceptcarz)

Die Marke schloss 1924 ihre Tore.

Die Liste der frühen US-V8 ist damit noch lange nicht abgeschlossen. In den 20ern strömten neue Marken und Modelle auf den Markt, allen voran der Lincoln Model L (1919-30).

Aber, Freunde, Ihr müsst jetzt ganz stark sein: Wenn wir im Geschichtsbuch weiter zurückblättern finden wir keine US-Herstellern mehr unter den V8-Pionieren…




:baum:
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T-ROCK

Beitrag #96 von T-ROCK » 12.12.2009, 10:26

*ganztapferbin* :)
Dankeschön!
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Beitrag #97 von White Wolf » 12.12.2009, 16:30

Danke, Chief! :klatsch:
Gruß,
Melanie
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Beitrag #98 von rosch64 » 12.12.2009, 22:41

T-ROCK schrieb: *ganztapferbin* :)
Dankeschön!


Bin gespannt wie´n Flitzebogen.
robie
Wir, die guten Willens sind,
Geführt von Ahnungslosen,
Versuchen für die Undankbaren
Das Unmögliche zu vollbringen.
Wir haben soviel mit so wenig
So lange versucht, daß wir jetzt
Qualifiziert sind, fast alles
Mit Nichts zu bewerkstelligen.
[FONT=Book Antiqua]Manchmal gewinnt man und manchmal verlieren die anderen.

[/FONT]
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Beitrag #99 von chief tin cloud*RIP* » 13.12.2009, 10:27

Liebe Gemeinde

Wie war das noch gleich? Ihr wollt Eure Rods tief haben? Gaanz tief?



Aus einem Forum vor unserer Zeit habe ich einen gerettet, der ist sozusagen die Mutter aller Rods:



1930-32 Bucciali TAV8-32 Berline Sport, Karrosserie Saoutchik (ami-forum.ch / Ar-Chief / conceptcarz)




Nicht nur, dass dieses Einzelstück fast so tief sitzt wie ein Rat-Rod und bei einer Länge von sagenhaften 5791 mm niedriger ist als so mancher Top Chop. Auch die Geschichte dahinter ist so verrückt, dass sie ins Us-Car-Forum passt auch dieses Auto in Frankreich gebaut worden ist…





Angelo Bucciali mit dem TAV-8, ca. 1932 (ami-forum.ch / Ar-Chief / conceptcarz)






1930-32 Bucciali TAV8-32 Berline Sport in Pebble Beach 2006 (ami-forum.ch / Ar-Chief / conceptcarz)


Unter dem Markennamen Buc bauten die Brüder Albert und Angelo Bucciali zwischen 1922 und 1932 in Frankreich eine Handvoll exquisiter Sport- und Rennfahrzeuge in kleiner Auflage. Angelo Bucciali hielt Patente zum Frontantrieb und wollte diese natürlich verwerten. Irgend etwas muss die beiden dann geritten haben: Das neue Auto sollte nicht „nur“ bloss FWD haben sondern schlicht das beste der Welt sein. Deshalb war ein V16 eigener Konstruktion vorgesehen. Der allerdings scheiterte als erstes an den harten Realitäten der Wirtschaftskrise. Das war insofern etwas peinlich als man die Premiere des neuen Autos namens TAV (Traction Avant; französisch für FWD) für den Pariser Automobil-Salon bereits angekündigt hatte. Es geht die Legende, dass Bucciali deshalb einen TAV ausstellte der anstelle eines Motors eine bemalte Holzkiste unter der versiegelten Motorhaube hatte…


Jetzt brauchte man einen anderen Motor für das Projekt. Naheliegend wäre ja gewesen, sich unter den zahlreichen Anbietern höchst luxuriöser Fahrzeuge umzusehen. V16 bauten Cadillac und Marmon in kleinen Serien und Peerless war dabei, einen zu entwickeln. V12 gab es reihenweise; der wohl extravaganteste stammte sogar aus Frankreich: Das Aggregat des Hispano-Suiza J12 (auch Tipo 68 aus spanischer Produktion) hatte immerhin 9,5 Liter Hubraum und brachte 200 Pferdchen kraftvoll aber seidenweich auf die Kurbelwelle. In den USA gab es V12 zB bei Cadillac, Packard, Lincoln (gleich 2) oder Auburn, in GB den Schieber-V12 des Daimler Double Six, in Deutschland den V12 von Horch. Unter den besten Motoren der Welt waren natürlich der dohc-Straight Eight von Duesenberg, die Kompressor-8er von Mercedes (500K und 770K zu dieser Zeit), die wundervollen Reihen-8er von Isotta-Fraschini und vom Lancia Astura aus Italien und die französischen Bugatti oder Delage. Cunningham baute, wie wir gesehen haben, einen wunderbaren V8. Die 6- und 8-Zylinder vom belgischen Minerva und die 6-Zylinder vom RR Phantom II oder Bentley 6- und 8 Litre waren nicht die modernsten aber höchst respektiert. Zum Beispiel. Stattdessen kauften sie einen profanen Reihen-8er von Continental für ihren 8. Prototyp (TAV-8) – ein Motor für die obere Mittelklasse.

Der TAV-8 ist tatsächlich der einzige der geplanten Superwagen, der je verkauft werden konnte. Ähnliche Erfahrungen machte übrigens auch Ettore Bugatti, der keine Käufer für seinen Royale fand weil selbst die begüterten und gekrönten Leute, die in Frage gekommen wären, Hemmungen hatten in so einem extravaganten Vehikel gesehen zu werden.

Als erstes wünschte der Käufer des TAV-8 einen Motor der für den repräsentativen Zweck auch wirklich angemessen war. Die Buccialis wurden schliesslich im eigenen Land fündig, bauten den Grosserienmotor wieder aus und einen V12-Schiebermotor vom Voisin C20 stattdessen ein.

Die Karosserie wurde bei Saoutchik in Paris komplett neu aufgebaut nachdem die vom Kunden ursprünglich bei Emile Guillet (immerhin einer der besten Adressen in Frankreich) bestellte (und montierte!) diesem dann doch nicht zusagte. Das einzige was übernommen wurde sind die stilisierten Störche seitlich an der Motorhaube.

Für die Restaurierung dieses Prachtstücks wurden über die ganze Welt verstreute Teile zusammengesucht (die Karosserie war schon in den Dreissigerjahren auf einen Bugatti gesetzt worden). Wesentliche Elemente mussten neu angefertigt werden.

Der TAV war das letzte Projekt der beiden Brüder. Ursprünglich vorgesehen war nicht nur ein gigantischer Fronttriebler – FWD allein war damals bereits eine absolute technische Pionierleistung, die nur ganz wenige Hersteller beherrschten. Meist entstanden leichte und Mittelklassefahrzeuge, so zB bei Grégoire und Tracta, (beide französische Kleinhersteller, letzterer scheiterte in Le Mans), DKW (und etwas später Adler) in Deutschland sowie in den USA Cord und Ruxton, beide mit gewaltigen Reihenachtern und problembeladenem Antrieb.




Eine zeitlos schöne Silhouette – und Art-Déco pur… (ami-forum.ch / Ar-Chief / conceptcarz)


Der V12 des TAV-8 ist eine Würdigung wert. Er war, wie alle Voisin-Konstruktionen, ein Schiebermotor. Diese ventillose Technik (ein kompliziertes System von Schiebern ersetzt die Ventile) brachte gute Leistungen bei unvergleichlicher Laufruhe und Geräuscharmut. Allerdings erforderte es diese Technologie, an die Grenze des damals metallurgisch Möglichen zu gehen. Jedenfalls leistete der 60°-V-Motor aus 3885 ccm zwischen 100 und 112 PS, je nach Quelle.

Für die Restaurierung war das die wohl grösste Herausforderung. Voisins Topmodell C20 ist an sich bereits eine Top-Rarität: Weltweit sind gerade noch 2 Stück bekannt. Ein solches Auto als „Spender“ zu nehmen war also ebenso illusorisch wie frevelhaft. Anscheinend ist es gelungen, einen Motor aufzuspüren. Damit gibt es also schon drei Voisin V12 in einem fahrbaren Auto…

Der TAV-8 wurde 2006 in Pebble Beach ausser Konkurrenz gezeigt – zusammen mit einem dieser beiden Voisin C20. Gesamtsieger dieser wohl renommiertesten Schönheitskonkurrenz überhaupt wurde in jenem Jahr ein englischer Daimler Double Six – mit Schieber-V12 und Sport Saloon Karosserie im Stil des TAV-8, nur eben einen Tick britischer...





Voisin C20 Coach „Milord“ in Pebble Beach 2006. Gabriel Voisin war mit vielen Avantgarde-Künstlern befreundet. Der Architekt Le Corbusier steuerte zu den „Werkskarosserien“ mehr bei als nur Impressionen. Die strengen Formen dieses Designs entsprechen der damals aktuellen „Bauhaus“-Architektur. (Ar-Chief)

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Beitrag #100 von T-ROCK » 13.12.2009, 11:14

Der TAV ist schlicht und ergreifend wunderschön!!!!
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Beitrag #101 von White Wolf » 13.12.2009, 15:56

Der ist ja mal richtig niedrig. Wie wohl das Fahrgefühl in so einem Wagen ist? Aber schön ist er auf jeden Fall! :)
Gruß,
Melanie
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Beitrag #102 von Rotaran » 14.12.2009, 09:19

T-ROCK schrieb: Der TAV ist schlicht und ergreifend wunderschön!!!!


Besser kann mans nicht sagen! :)

[CENTER]Echte Männer essen kein Obst. Echte Männer essen Fruchtfleisch.


[/CENTER]
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Beitrag #103 von blackmagic57 » 14.12.2009, 12:11

Erst wenn man das Bild mit Angelo Bucciali neben seiner Schöpfung sieht, registriert man die tatsächlichen Ausmaße dieses gigantischen Autos.
Was für eine Schönheit!:)
´
Wenn eine Fliege auf deinem Hoden landet wirst du lernen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. :fiesgrins:


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Jochen
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Beitrag #104 von Jochen » 14.12.2009, 12:13

Ja, der ist wirklich sehr schoen...!
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Beitrag #105 von chief tin cloud*RIP* » 14.12.2009, 15:45

Liebe Gemeinde


Leider öffnet sich das heutige Türchen nach Schreibblockade, Software- und technischen Problemen und einem langen Ausfall des www-Zugangs nur ganz, ganz widerwillig. Ich hätte Euch ja um Rat gefragt aber die Kästchen, die sich auftun, sind chinesisch. Oder etwa doch japanisch?


Ich hoffe, dass ich Euch wenigsten mit einem spannenden Thema erfreuen kann.


Heute widmen wir uns nämlich den Ambulanzen in einem besonders schwierigen Umfeld: Dem in der Armee.





1936 Packard One-Twenty Rescue Vehicle. Reihen-8-Zylinder, 282 ci, 120 HP. (PAC Packard Automobile Club)


Während der deutschen Luftangriffe auf London 1940 wurden viele zu Ambulanzen umgebaute PW als Rescue Vehicles eingesetzt. Oft waren US-Importe deren Basis weil sie besonders massiv gebaut waren und über starke Motoren verfügten. Die meisten US-Hersteller hatten überdies aktive Vertretungen in GB, etliche produzierten auch dort.


Eine „reguläre“ Ambulanz aus dem WW2:





1941 Henney-Packard Super Eight 160 Ambulance der US Air Force. 8 Zylinder in Reihe, 356 ci, 160 HP, auf dem längsten erhältlichen Packard-Chassis (Radstand 148 Zoll) (Ar-Chief)


Das „Arbeitstier“ der US Army im 2. Weltkrieg war aber zweifellos der Dodge T214-WC54 ¾-Tonner. Chassis und Kabine wurden in einem neuen Werk an der Mound Road in Detroit hergestellt wobei die Struktur des Fahrerhauses vom zivilen Truck übernommen wurde. Das ergab eine eigentümliche Mischung von runden, zivilen mit kantigen, militärischen Elementen.


Die Fahrzeuge gingen dann zur Komplettierung an die Vertragslieferanten der Armee. Kontrakte für spezialisierte Aufbauten erhielten die American Coach & Body Co. (Cleveland OH; Trucks für Notreparaturen im Feld), die Edward G. Budd Mfg. Co. (Detroit MI; Transporter und Aufklärer), Gar Wood Industries (Detroit MI; Kipper), Highway Trailer Co. (Edgerton WI; Telefon-Installationsfahrzeuge), Proctor-Keefe Body Co. (Detroit MI; Mannschaftstransporter) und Wayne Works (Richmond IN; Ambulanzen). Letztere interessieren hier natürlich besonders.





Auslieferungslager für Dodge WC-54 Ambulanzen in Detroit im August 1942 (Wikipedia)



Die bei Wayne karossierten WC54 waren die am meisten verbreitete Ambulanz der aliierten Streitkräfte im 2. Weltkrieg. Die Firma hatte 1837 als Metallgiesserei angefangen (Öfen und Haushaltgeräte), war seit den 1870er Jahren im Geschäft mit Kutschen und Karosserien und hatte ab ca. 1906 sogar ein eigenes Auto gebaut, den Richmond mit luftgekühlten 2- und später 4-Zylindermotoren. 1910-17 gab es wassergekühlte 4- und 6-Zylinder, die auch als Herff-Brooks verkauft wurden.


Später verlegte man das Tätigkeitsfeld auf Aufbauten für Nutzfahrzeuge und Busse. Wayne war zeitweilig der grösste Hersteller von Schulbussen in den USA. Verwendet wurden meist GMC-, Ford- und Repuplic-Chassis.





1942 Dodge WC-54 Ambulance (restauriert) des British Royal Army Medical Corps (old-dodge-trucks.co.uk)


Die Auslieferung der Dodge WC54 Ambulanz an die Truppe begann im Mai 1942. Üblicherweise wurde das Rolling Chassis angeliefert. Alle Teile bis zur A-Säule wurden bereits von Dodge montiert. Eine Schweissnaht oberhalb der Frontscheibe zeigt die Stelle an ab der Wayne-Karosserien angefügt wurden. Ab Oktober 1942 erfolgte eine Standardisierung der Produktion. Verbesserungen flossen laufend ein, etwa ein Benzineinfüllstutzen der besser geeignet war für die Auffüllung ab Kanister. Die Wayne-Ambulanzen sind die einzigen WC54 mit einem Ausstellfenster in den vorderen Türen; alle anderen Versionen hatten dieses Detail nicht obwohl die Türen untereinander kompatibel sind. Je nach Ausführung gab es 1 oder 2 Reserveräder in eingelassenen Öffnungen direkt hinter den Türen. Im rechten vorderen Kotflügel war eine Aussparung für Benzinkanister. Zur Ausrüstung gehörten meist ein Suchlicht mit Pistolengriff, ein aussen angebrachter Werkzeugsatz für Pioniere und manchmal eine Sirene auf dem linken und ein Rotlicht auf dem rechten Kotflügel.


Der Patiententeil war von hinten zugänglich über eine Doppelflügeltür unter der ein wegklappbarer Tritt montiert war. Es gab ausserdem einen Durchgang von der Fahrerkabine. Die Ausstattung umfasste eine starke Belüftung (Öffnung im Dach), längs waren hinten Bänke für ambulante Patienten angebracht. Auf Schulterhöhe darüber war auf jeder Seite eine Halterung für eine Krankentrage angebracht.





Innenraum einer WC54 Ambulanz von 1943 (coachbuilt)


Wurden die Bänke weggeklappt liess dies Raum für weitere 2 Tragen auf dem Boden. In grosszüger Auslegung der Haager Landkriegsordnung wurden einige dieser Fahrzeuge mit Peitschenantennen und starken Funkanlagen ausgestattet und als kombinierte Ambulanz / Funkwagen verwendet.


Die Produktion des Dodge T214 ¾ ton trucks (militärisch WC54) lief bis 1945. Bis dahin wurden 255’173 Stück gebaut. Ohne recherchiert zu haben meine ich, dass eine zivile Produktion als Dodge Power Wagon folgte. Die Ambulanz-Version von Wayne allerdings lief bereits im April 1944, nach gebauten 22,857 Einheiten, aus. Damit waren knapp 10% der WC54-Produktion Wayne-Ambulanzen.


Neben dem US Army Medical Corps verwendeten auch das British Royal Army Medical Corps und die FFL (freie französische Kräfte unter de Gaulle) diese Ambulanzen. Nach dem Krieg stiess die Armee zahlreiche überzählige Fahrzeuge ab (so kam die Schweizer Armee zu ihren Jeeps). Wayne-Ambulanzen taten noch bis in die 60er Jahre Dienst in Belgien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Norwegen und Österreich.






1942 Dodge WC54 Ambulanz (restauriert). Vielleicht kann jemand das harmonische Miteinander des US-Star und der französischen Tricolore erklären. Die FFL (Forces françaises libres verwendeten das Lothringer-Kreuz in der Fahne zur Unterscheidung vom Vichy-Regime.





Fahne der FFL 1940-44 (Wikipedia)



Wayne baute während des Krieges ausserdem mobile Werkstätten, Armee-Busse (keine Überraschung!) und Semi-Trailer zur Personenbeförderung. Diese Auflieger konnten bis 150 Personen aufnehmen und dienten oft als Werks-Busse.

Wer mehr wissen will und Englisch kann: Die Geschichte der Wayne Works ist bei COACHBUILT sehr detailliert beschrieben. (Scrollen bis Professional Cars)

Einen sehr interessanter Link zu aliierten WW2-Fahrzeugen gibt es hier.


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ASK THE MAN WHO OWNS ONE

Es ist kompliziert.

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