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Ultimativer Adventskalenderfred 2012

gesammelte Adventskalenderfreds
Frau Chief
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Ultimativer Adventskalenderfred 2012

Beitrag #1 von Frau Chief » 25.11.2012, 14:00



:weihnachten:



Alle Jahre wieder, ja liebe Forumianer es ist wieder mal soweit, dieses Jahr eine Woche vor dem 1. Advent.




Ich darf wieder die ehrenvolle Aufgabe übernehmen den




„Ultimativen Adventkalender 2012“






zu eröffnen.





Ich glaube, ich erzähl Euch nichts Neues das der Chief :baum:noch am Schaufeln und suchen ist um alle Postings zusammenzukriegen. Was Euch in diesem Kalender erwartet weiss ich nicht (der Chief :baum: weiss es wohl selber noch nicht genau und dreht und wendet seine Texte immer noch :schreib:). Sicher wird es wieder spannend und es wird auch bestimmt für jeden Geschmack etwas dabei sein.






Auch mein Part wird wieder der gleiche sein. Mit dem Essen warten müssen, rührselige Filme :hearts: anschauen, Weihnachtvorbereitungen treffen wie Geschenke besorgen und einpacken. Aber ich werde mir auch die Ruhe gönnen und die letzten Wochen des Jahres zu geniessen.
Seid bitte am Anfang des Monats etwas nachsichtig, denn der Chief :baum:ist in der ersten Dezemberwoche 4 Abende ausser Haus und hat kaum Zeit zum Kalendern.
Ich wünsche uns allen eine ruhige Vorweihnachtszeit und viel Spass beim diesjährigen Adventskalender.

:indianer_f:
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Beitrag #2 von chief tin cloud*RIP* » 01.12.2012, 11:05






Samstag, 1. Dezember 2012





Liebe Gemeinde,

Auch dieses Jahr erscheint wieder der traditionelle US-Car Forum Adventskalender. Auch dieses Jahr enthält er wieder Stories, Anekdoten, Fakten und natürlich viele bunte Bilder aus 125 Jahren (US-) Automobilgeschichte.

Dass er trotz gegenteiligen Bemühungen etwas Messing-lastig ausfallen wird, lässt sich wohl nicht ganz vermeiden und hängt halt mit dem zusammen womit ich mich übers Jahr gerne beschäftige. Und was dabei an "Schnipseln" und "Splittern" anfällt. Ich hoffe, es ist trotzdem Neues, Spannendes und Interessantes dabei.


Bei aller Liebe zur Tradition gibt es auch ein paar kleine Anpassungen zu vermelden. Angestrebt wird wiederum, das Türchen jeweils zwischen 8.30 und 9.30 Uhr aufzumachen. Auch am Samstag und Sonntag.

Ich habe in den nächsten Tagen so vele externe Termine wahrzunehmen, dass dies leider nicht garantiert ist. Es kann also auch mal später werden. Aussrdem kann es sein, dass ein Türchen ausnahmsweise schon am Vorabend aufgeht. Das wird aber nicht vor 22 Uhr sein.



Türchen fangen immer mit dem Adventskranz der entsprechenden Woche und dem Glöckchen an. Man kann sie also ohne weiteres aufsparen bis zum nächsten Morgen...

Ja, ich weiss: Erster Advent ist erst morgen. Ein Weihnachtskalender hat aber am 1. Dezember anzufangen. Basta.


Wir eröffnen also den Adventskalender 2012 bereits heute. Genauer:


Jetzt.











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Beitrag #3 von chief tin cloud*RIP* » 01.12.2012, 11:06

Samstag, 1. Dezember 2012


Wir eröffnen also den Kalender mit einer ebenso exotischen wie extravaganten Marke:







Ruxton





Einen Ruxton zu fahren setzte 1930 nicht nur einen gut gefüllten Geldbeutel voraus sondern zudem einen, vorsichtig ausgedrückt, Sinn für den extravaganten Auftritt und den Willen, mit einem in kleiner Serie gebauten Auto zu leben und ein entsprechend dünnes Händlernetz in Kauf zu nehmen.


Exotisch ist aber nicht nur die Herkunft des Wagens sondern auch seine Geschichte und seine Technik. Doch der Reihe nach...









Ruxton Model C Berline (1929) mit typischer Mehrfarbenlackierung und "Woodlite"-Scheinwerfern. "Berline" bezeichnete damals im Karosseriebau einen besonders luxuriösen Sedan, meist etwas länger als die Standard-Ausführung (welche in Frankreich zu dieser Zeit "Conduite Intérieure" genannt wurde. (Wikipedia)




Ein Prototyp von Budd

Grundlage für den Ruxton war ein Prototyp der Edward G. Budd Manufacturing Company in Philadelphia. Dieses Unternehmen war darauf spezialisiert, Serienkarosserien in größeren Stückzahlen für verschiedene Automobilhersteller zu produzieren. Budd hatte ein Verfahren entwickelt, mit dem es erstmals möglich war, Karosserien mit einem komplett aus Metall geformten Dach herzustellen; zuvor war das mangels geeigneten Presswerkzeugen nicht möglich gewesen. Die stattdessen verwendete Hilfskonstruktion aus Holz war aufwendig und verlangsamte den Herstellungsprozess des Fahrzeugs erheblich.



Für diesen 29er Rodster wurden $ 181'500 bezahlt (Ar-Chief)



Innovationen

Um das Fahrzeug spektakulärer wirken zu lassen, wurde entschieden, es mit dem gerade aufkommenden Frontantrieb auszustatten. Treibende Kraft hinter dem Projekt war William Muller, ein ehemaliger Rennwagenkonstrukteur. Er war auch für die Entwicklung von Fahrgestell und Antrieb zuständig.

Budds Chefingenieur Joseph Ledwinka (der Bruder des Tatra-Designers)
entwarf und konstruierte die Karosserie. Es war naheliegend, dass er sich für eine viertürige Sedan-Karosserie für das Referenzfahrzeug entschied. Mit einem Radstand von 130 Zoll (3302 mm) war das Auto überdies recht lang konzipiert.

Wie beim Cord L-29, der zur gleichen Zeit bei Auburn entstand, nutzte man auch hier den Frontantrieb weniger wegen dessen überlegenen Fahreigenschaften sondern weil er einen extrem niedrigen Aufbau ermöglichte. Die Höhe einer konventionellen Karosserie ergab sich nicht zuletzt durch den Wagenboden, der flach in gebührendem Abstand zur Kardanwelle auf dem Chassis aufliegen musste. Fronttriebler kommen ohne Kardanwelle aus. Entsprechend tiefer kann der Boden angesetzt werden. Der Prototyp war denn auch nur 1607 mm hoch, gut 25 cm weniger als ein konventioneller Wagen aus dieser Zeit.

Auto sucht Hersteller

Schnell weckte der Prototyp die Aufmerksamkeit des Wall Street-Finanziers Archie Andrews, einem Vorstandsmitglied von Budd und der Hupp Motor Car Corporation in Detroit; diese wiederum stellte den Hupmobile her. Andrews wollte das neuartige Auto unbedingt in Serie bringen. Also kaufte er den Prototypen und begann mit der Suche nach einem Hersteller, der das Auto produzieren konnte und wollte. Er verhandelte auch mit Hupp, wo man zwar interessiert war, es aber nicht zu einer Vereinbarung kam.

Nun ging Andrews das Projekt selber an. Anfang 1929 gründete er in New York City die New Era Motors Inc., in der er als Präsident und Muller als Vize-Präsident fungierten. Muller bereitete den Wagen nun für die Serienproduktion vor, während Andrews versuchte, die Finanzierung auf die Beine zu stellen und eine Produktionsstätte zu finden. So kam der Wagen auch zu seinem Namen: Andrews benannte ihn kurzerhand nach dem prominenten New Yorker Broker William Ruxton. Dieser hat allerdings nie einen Cent in das Projekt investiert.

Andrews verhandelte ausserdem erfolglos mit Gardner in St. Louis und gelangte dann an Marmon, damals eine der feinsten Adressen in der US-Autoindustrie. Man einigte sich und legte das Datum der Vertragsunterzeichnung auf den 29. Oktober 1929 fest. Dieser Tag sollte allerdings als „Schwarzer Dienstag“ in die Geschichte eingehen – der Tag des großen Börsen-Crashs und Beginn der Wirtschaftskrise. Marmon zog jedenfalls in letzter Minute die Notbremse. Nacheinander ging Andrews nun Jordan, Pierce-Arrow und Stutz an doch keiner wollte in diesen Zeiten ein solches Risiko eingehen.






1930 Ruxton Model C Roadster (conceptcarz und Kevin Terry)


Moon und Kissel

Schließlich prüfte Andrews auch Moon in St. Louis, eine Firma, die kurz vor dem Kollaps stand. Andrews kaufte Moon-Aktien bis er das Unternehmen Firma schließlich kontrollierte. Hier begann im Sommer 1930 die Produktion des Ruxton. Bald zeigte sich, dass die Fabrik den Anforderungen nicht vollauf gerecht wurde - und Andrews war wieder auf der Suche nach zusätzlichen Produktionsflächen. Fündig wurde er bei Kissel in Hartford, Wisconsin. Dieses Unternehmen brauchte er nicht zu kaufen, es steckte in finanziellen Schwierigkeiten und begrüßte die Aussicht auf eine bessere Auslastung der Produktionsanlagen. Ruxton wurden schließlich sowohl bei Moon wie bei Kissel gefertigt, wobei die meisten bei Moon entstanden. Es gab ab Werk nur den Sedan/Berline und den Roadster.
Eine Ironie am Rande: Irgendwann auf dem Weg zur Produktion verlor der Sedan sein einteiliges Dach, wahrscheinlich aus Kostengründen...



Einer der bekanntesten Ruxton gehört(e) der Blackhawk Collection (Ar-Chief)


Technik und Design

Als der Ruxton in Serie ging, hatte er einen seitengesteuerten Reihenachtzylinder von Continental mit 268.6 cubic inch (4.4 Liter) Hubraum und 100 bhp – 20 weniger als der Rivale Cord L-29. Wie bei diesem wurde der Motor um 180° gedreht ins Chassis gesetzt. Die Kupplung und ein von Muller erfundenes Transaxle-System zur Kraftübertragung saßen zuvorderst. Das Getriebe hatte drei Gänge. Der erste und der Rückwärtsgang saßen vor dem Differential, der zweite und dritte dahinter. Dies ermöglichte eine sehr kurze Motor- / Getriebekombination.



Die Ruxton Model C Berline in der Nethercutt Collection in San Sylmar CA. (Nethercutt)


Das Styling wurde praktisch unverändert vom Prototypen übernommen. Es war schlank, niedrig, mit einer langen Motorhaube und ohne Trittbretter. Ruxton waren auch in wilden Farbkombination mit bis zu acht Farbtönen erhältlich. Der Entwurf dazu kam vom New Yorker Bühnenbildner Josef Urban. Die aussergewöhnliche kombination liess das Auto noch länger und niedriger erscheinen als es ohnehin schon war. Die meisten Ruxton erhielten außerdem die als markenunabhängiges Zubehör erhältlichen „Woodlite“-Scheinwerfer. Diese sollten das Licht auf einen schmalen und starken Strahl konzentrieren.







Er wollte doch nur spielen: Chefingenieur William Muller leistete sich diesen kaum getarnten Rennwagen, Spitznahme "The Alligator". Der Prototyp, bekannt als Muller-Ruxton, hatte einen Kompressor auf dem Continental-Reihenachter. Das Auto, karossiert von Budd ohne Verdeck, stahl am Indy 500 von 1930 dem offiziellen Pace Car, einem Cord L-29, die Show. (conceptcarz)


Das Ende

Die Depression hatte die Zahl potentieller Käufer für den Ruxton und überhaupt für ein Auto in der 3000 $-Preisklasse drastisch reduziert. Jene, die das konnten und wollten, entschieden sich oft für das ausgereiftere Konkurrenzprodukt Cord L-29.

Ob das Aus für Ruxton Ende 1930 oder Anfang 1931 kam, ist nicht ganz geklärt; die letzten Ruxton wurden 1932 möglicherweise aus Bestandteilen aus der Konkursmasse montiert. Ungefähr 500 Stück sind gebaut worden, nur etwa 25 davon bei Kissel.



Wahrscheinlich der einzige: 1931 Ruxton Model C Phaeton (Ar-Chief)


Gardner, Moon, Kissel, Jordan, Marmon und Stutz mussten ganz zu Beginn der Wirtschaftskrise aufgeben. Pierce-Arrow folgte 1938. Cord produzierte den L-29 bis 1933 und nahm mit dem 810 / 812 von 1936–37 einen zweiten Anlauf. Hupmobile schloss 1941 – nachdem ironischerweise zuletzt mit dem Skylark ein Modell produziert worden war, dessen Karosserie aus den Pressformen des Fronttrieblers Cord 812 entwickelt worden war.

Während sich in Europa der Frontantrieb etablieren konnte (DKW, Adler, Citroën) sollte in den USA erst 1966 wieder ein Serienwagen mit Frontantrieb entstehen: Der Oldsmobile Toronado.

Ungefähr 20 Ruxton existieren noch. Alle haben den Status als „Full Classic“ des Classic Car Club of America (CCCA).








Direkter Vergleich: Cord L-29 Sedan (A-C-D Club) und Ruxton Model C Berline (Ar-Chief); beide 1929. Bei Einführung kostete der
Ruxton $ 3'195, der Cord $ 3'095. Die letzten Cord Sedan gingen für $ 2'395.


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Beitrag #4 von kwk36 » 01.12.2012, 17:35

Schöner Start Deines Adventskalenderfreds! Herrlich vor allem der Alligator....der wär schon was! Obwohl die Farbkombi auf dem 1930er Roadster auch nicht schlecht ist.

Life should not be a journey to the grave with the intention of arriving safely in a well preserved body but rather sliding in, shotglass in one hand, cell phone in the other, body thoughly used up and totally worn out screaming WooooooHoooooo WHAT A RIDE!!!!!!!!!!


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Beitrag #5 von Traudi » 01.12.2012, 20:10

....und wieder was gelernt, danke chief, schöner einstieg!

sind mir zwar um eine ecke zu alt, aber der rote 29er rodster kann was!

@lu: ja, der 30er rodster würd ja richtig zu dir passen *ggg*
www.gaestehaus-gschwandtner.at

----- Hier sollte ein schlauer Spruch stehen! -------
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Beitrag #6 von blackmagic57 » 01.12.2012, 20:38

Das konnte freilich nix werden mit Ruxton - die haben ja die Trittbretter vergessen!!!:o
Aber schöner wie Cord waren sie allemal.;)
Danke Chief.:daumen:
´
Wenn eine Fliege auf deinem Hoden landet wirst du lernen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. :fiesgrins:


Cadillac, what else? :rolleyes: :arrow: zu meinem ´57 Cadillac Resto-Thread
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Beitrag #7 von stero111 » 01.12.2012, 20:41

Der Ruxton Model C Berline in dieser Farbgebung passt perfekt nach Köln.... heute mehr denn je!:D
Egal wie tief man die Messlatte für den menschlichen Verstand ansetzt, jeden Tag kommt jemand und marschiert aufrecht drunter durch!
Ich bleibe wie ich bin. Schon alleine weil es Andere stört
Gaudeamus igitur!
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Beitrag #8 von kwk36 » 01.12.2012, 21:04

Traudi schrieb: ....und wieder was gelernt, danke chief, schöner einstieg!

sind mir zwar um eine ecke zu alt, aber der rote 29er rodster kann was!

@lu: ja, der 30er rodster würd ja richtig zu dir passen *ggg*


Pssst! Kennst mich ganz gut gell? ;)

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Beitrag #9 von chief tin cloud*RIP* » 02.12.2012, 12:12

Sonntag, 2. Dezember 2012 1. Advent


Liebe Gemeinde,

Die Markennamen Ford und Ghia gehören längst ähnlich fest zusammen wie Pech und Schwefel. Das war nicht immer so. Die Carrozzeria Ghia SpA wurde - je nach Quelle - 1915 oder 1921 von Giacinto Ghia (1887-1944) in Turin gegründet und stellte anfangs Einzelkarosserien auf Kundenwunsch her, vor allem für Alfa Romeo, Fiat, Lancia u.ä.
Richtig: H
eute werfen wir einen Blick auf eine transatlantische Verbindung. Ausgerechnet auf eine zwischen Detroit und Turin. Nein, keine Angst, ich verschone Euch von Stories über einen US-Konzern am Gängelband eines italienischen Volumenherstellers. Schliesslich ist bald Weihnachten! Daher geht es in meiner Geschichte anders herum. Wahr ist sie trotzdem...
Auslöser der zu schildernden Ereignisse war die Bitte des Fiat-Managements an Chrysler, bei Wiederaufbau und Modernisierung des Konzerns nach den Wirren des 2. Weltkriegs behilflich zu sein und auch italienischen Technikern die äusserst erfolgreichen (!) US-Massenproduktionsmethoden näher zu bringen.
Chrysler half und so kam es, dass Kaderleute von Chrysler regelmässig in Italien anzutreffen waren, unter ihnen auch der Chef des Studio for Advanced Styling, ein gewisser Virgil M. Exner, Sr.
Ueber Fiat machte Exner auch Bekanntschaft mit Pinin Farina (erst seit 1960 zusammen geschrieben) und vor allem mit den Herren Mario Felice Boano, Luigi Segre und Giovanni Savonuzzi. Erstere waren die Inhaber der Carrozeria Ghia und Savonuzzi, ein Designer von Weltruf (Cisitalia), ihr Chefzeichner.
Exner erkannte, dass sich hier die Gelegenheit ergab, zu weitaus geringeren Kosten als in den USA Kleinserien, Einzelstücke und Show cars bauen zulassen: $ 125'000 pro Stück standen dort einer Offerte von Ghia zwischen $ 10'000 und 20'000 gegenüber. Dazu waren die italienischen Fachleute bekannt als Virtuosen in der Verarbeitung schnöder Blechteile zu kunstvoll geformten Karosserien. Und dann das Design (an dem Exner durchaus auch beteiigt war)...
Nachteile gab es auch. Notorisch war die nachlässige Verarbeitung, vor allem in den Bereichen Fahrzeugelektrik und Innenausstattung und im Werk wurden Stunden darauf verwendet, die guten Stücke präsentabel zu machen. Der eine oder andere Show car soll sogar Feuer gefangen haben beim Versuch, ihn zu starten.
Doch die faszinierenden Chrysler-Specials verdienen eine eigene Geschichte die zu einem anderen Zeitpunkt zu erzählen sein wird.
Ein Beispiel dazu muss genügen:


Mit einem Chrysler-Ghia GS-1 wie diesem 54er kann man sogar an den Concours d'Elegance In Pebble Beach CA eingeladen werden. Der GS-1 wurde in kleinster Stückzahl gebaut und konnte in Europa nur über
die Société France Motors in Paris erworben werden. (conceptcarz)

Die Zusammenarbeit währte 15 Jahre. Mir fällt kein Mopar Show car aus dieser Zeit ein, der nicht bei Ghia entstanden wäre.



1954 DeSoto Adventurer II Ghia show car (Wikipedia)


Auch die anderen Konzernmarken profitierten von dieser Kooperation. Von Interesse für die Fortsetzung unserer Geschichte ist eine Serie von vier Konzeptfahrzeugen die 1953-54 für Dodge entstand: Die Firearrow I-IV.
Das Design war abgeleitet von den Chrysler Specials, die Fahrzeuge waren aber deutlich kleiner. Obwohl Exner so etwas nie behauptet hatte, wurde er oft als Designer des Firearrow genannt. Die Umsetzung machte Luigi Segre. Die grundlegenden Linien aber zeichnete jemand anders: Der namentlich nicht mehr bekannte, 16-jährige Sohn eines Karosseriespenglers bei Ghia... Firearrow I, II und IV waren zweisitzige
Roadster.



1953 Dodge Firearrow I Ghia Show car. Ein "Mock up"; d.h. nicht fahrbar. Der zweisitzige Roadsterwar knallrot mit grauem Akzent. Stilmerkmale waren die Frontscheibe ohne Rahmen, rundum laufender Chromstreifen, Doppelscheinwerfer und seitlich aus dem hinteren Kotflügel ragende Auspuffattrappen.
(jealopycars / H.A.M.B.)




Der Firearrow II von 1954 war stark an den ersten Firearrow angelehnt. Das Auto war fahrbar wenn auch nicht alltagstauglich ohne Verdeck, Scheibenwischer oder Türgriffe. Angetrieben von einem Dodge Hemi V8 mit 241 ci (3953 ccm), hatte er einfache Scheinwerfer und Speichenräder. Er war blassgelb lackiert. (jealopycars / H.A.M.B.)



Firearrow III (gelegentlich auch "Firebomb" genannt, war als "Sports Coupé" ausgelegt. Das Design des hellblau metallic lackierten Autos war ebenfalls eine Weiterentwicklung. Und er war ebenfalls fahrbar. Und wie: Sein stark getunter 241 ciRed Ram HEMI V-8 leistete 245 HP - und wurde mit der Pilotin und Rennfahrerin Betty Skelton am Steuer auf der Chrysler Teststrecke mit 143.44 mph (230.844 km/h) gemessen! Das war ein Weltrekord in der Kategorie Damen / Rundstrecke.





Der Firearrow III, ebenfalls 1954 vorgestellt, ist das einzige Coupé der Reihe - und ein Weltrekordwagen. RM Auctions versteigerte das voll restaurierte Auto im Januar 2009 in Phoenix AZ für die runde Summe von $ 800'000. Ein Schnäppchen bei einem Schätzpreis von 1 bis 1,5 Mio $...(jealopycars / H.A.M.B. / RM Auctions)



Auch der Firearrow IV entstand 1954 vorgestellt, wiederum als roadster. Das rot lackierte Auto ist im wesentlichen die offene Version des Firearrow III. Die Bilderb zeigen wie zierlich das Auto - verglichen mit den Strassenkreuzern dier Zeit - eigentlich ist. Auffällig ist das Schachbrettmuster der Innenausstattung.(jealopycars / H.A.M.B.)
Drei der vier Firearrow sind erhalten geblieben.
Bis hierher ist es die Geschichte einer Serie hervorragend gestylter Prototypen. Ungewöhnlich wird sie ab jetzt.
Ein erfolgreicher US-Geschäftsmann interessierte sich für den Fire Arrow und kaufte die Rechte daran.
Was daraus wurde? Das erfahrt Ihr später :)

... Und hier eine kleine Zugabe zum 1. Advent:




Ken Eberts: My Dad's Home
. Das Auto ist ein 40er Buick Convertible Phaeton. Um das Modell zu identifizieren müsste man den Chrom seitlich an der Haube besser erkennen können. Die Cabrio-Limousine war in allen Baureihen ausser dem Limited Series 90 lieferbar: Series 40 (Special), 50 (Super), 60 (Century), 70 (Roadmaster) und 80 (Limited swb).



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Beitrag #10 von Solo » 02.12.2012, 13:33

Endlich wieder Adventskalender :happy:
Danke Chief
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Sumo
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Beitrag #11 von Sumo » 02.12.2012, 16:11

Bin begeistert;)
.............................................................................................
Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich gerne hätten:-)
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centurymarc
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Beitrag #12 von centurymarc » 02.12.2012, 20:12

:klatsch::Doppeldaumen:
aber
der Chrysler Gs1 erinnert mich an den Ford/Simca Comète ....:gruebel:
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Beitrag #13 von chief tin cloud*RIP* » 02.12.2012, 21:21

Danke! Mir macht's wohl am meisten Spass :)
centurymarc schrieb: :klatsch::Doppeldaumen:
aber
der Chrysler Gs1 erinnert mich an den Ford/Simca Comète ....:gruebel:

Der Comète wurde von Facel Metallon (Facel Vega) gebaut. Ob ghia am entwurf mitgearbeitet hat weiss ich nicht. Etwas "Vignale-Look" steckt übrigens auch im GS-1...
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Beitrag #14 von Eifelprinz » 02.12.2012, 22:06

Schöne Berichte, das Warten hat sich gelohnt :)
Egal wie traurisch Du bisch, im Kiehlschronk brennt immer e Licht fer Dich!
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Beitrag #15 von chief tin cloud*RIP* » 02.12.2012, 22:36

Eifelprinz schrieb: Schöne Berichte, das Warten hat sich gelohnt :)


Lass mich Obama zitieren: "The best is yet to come!"
Ich verschiess doch mein Pulver nicht schon am ersten Tag!
:rolleyes:
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