Rechts das Hartmann-Emblem mit Cadillac-Crest, abgekupfert bei LaSalle (links) ? :rolleyes: (car-nection.com)
Hartmann, Lausanne??? Nie gehört?
Nicht weiter verwunderlich; zählt er doch eher nicht zu den Großen des Business.
Willy Hartmann betrieb einen kleine Firma, die sich mit Modifikationen von Opel und Ballot Fahrzeugen über Wasser hielt, bis er 1932 mit dem preisgekrönten Aufbau eines Cabriolet für die Comtesse von Varax, auf einem Isotta-Fraschini Chassis für Aufmerksamkeit sorgte. Alles in Allem baute er zwischen 1928 und 1939 ca. 50 Fahrzeuge; danach spezialisierte er sich auf Sonderanfertigungen für die Schweizer Wehrmacht.
Der einzige Grund, warum er den Auftrag für den Bau des Roadsters erhielt, war sein Standort in unmittelbarer Nähe zu Lausanne, wo in diesen Jahren sehr viele vermögende Herrschaften an der schicken Schweizer Riviera des Genfer See (zwischen Lausanne und Montreux) lebten. Und eben dort lebte auch Philippe Barraud, einfach nur Sohn reicher Eltern, die es mit Backsteinen und Dachziegeln zu einem stattlichen Vermögen brachten.
Dem knapp 30-jährigen Playboy Philippe stand der Sinn nach einem aufsehenerregenden Wagen, der alle bis dato gesehenen Luxussportler wie Delahayes, Delages, Talbot-Lagos usw. in den Schatten stellen sollte und wollte den Erbauer in seiner unmittelbaren Nähe, um sich möglichst täglich um den Werdegang kümmern zu können.
Er malte sich schon aus, wie peinlich ein Delahaye oder Hispano-Suiza doch neben seinem eigenen Auto aussehen müsste.
Also machte er sich Ende 1936 auf den Weg zum Cadillac-Händler Edelweiß-Garage in Lausanne und orderte ein Cadillac Fahrgestell (von lediglich 2 produzierten in diesem Jahr) der Series 90 (37-90) mit dem 45° V-16 Motor (#5130328), von dem 1937 nur ca. 50 Stück hergestellt wurden. Der riesige Motor hatte einen Hubraum von 7,416 l, mit dessen Verdichtung von 6,0:1 enorme 185HP bei 3800RPM für mehr als ausreichend Schub sorgten. Mit dem überaus üppigen Radstand von 3912mm (Spur v/h 1508mm/1575mm) und den großen 17“ Rädern am größten jemals von Cadillac produzierten Chassis sollte sich doch etwas Imposantes bauen lassen.
Die Stromlinienform mit vollverkleideten Radläufen, erstmals auf der Automesse in Barcelona und Berlin 1935 von Erdmann & Rossi an einem umgebauten Mercedes 540K gezeigt und bald darauf auch von Figoni & Falaschi an einem Delahaye 135M für Paris 1936 übernommen, war die Ausgangsform für die Entwürfe von Hartmann.
Ja OK, er hat ganz schön abgekupfert; sogar die „tear-drop design“ Lampen, und eben dies sollte später für reichlich Verwirrung sorgen und gewiefte Geschäftsmänner in fast schon betrugsverdächtige Versuchung führen. Doch davon später mehr.
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Der stolze Philippe Barraud 1937 neben seinem monströsen, über 6,70 m langen Roadster (car-nection.com)
Im April 1937 traf also das bestellte Chassis, per Zug aus Antwerpen angeliefert, in Lausanne bei Hartmann ein, wo alsbald mit der Arbeit begonnen und das fertige Auto in „off-white“ und kurvenbetonenden Akzenten in orange lackiert wurde.
Am 25. August 1937 konnte dann das Auto zur Zulassung bei den Schweizer Behörden vorgestellt werden, wo es aller verfügbaren Pläne, Zeichnungen und Bestätigungen des Herstellers und des Besitzers bedurfte, die Beamten schließlich davon zu überzeugen, daß es sich hier um einen 2-sitzigen Sportwagen und nicht um einen Lastkraftwagen handelt. Bei einer Gesamtlänge von immensen 6706 mm wahrlich nicht verwunderlich!
Letztendlich bekam der Roadster sein erstes Kennzeichen mit der Nummer VD2264 und wurde von seinem stolzen Besitzer noch 2 Jahre gefahren, bis im September 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach und es selbst für gutbetuchte Autofahrer immer problematischer wurde, Kraftstoff für einen sehr durstigen Sechzehnzylinder zu organisieren. Deshalb wurde der Hartmann-Cadillac erst mal für die nächsten 10 Jahre beiseite gestellt.
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Das absolut originalgetreue Modell 1:43 wurde nach Zeichnungen und Plänen Yann Saunders (Mr. Cadillac) von ECM in der Ukraine angefertigt und zeigt den Hartmann-Cadillac im ersten Farbkleid(car-nection.com)
Im Frühling 1949 erinnerte sich Philippe wieder an sein geliebtes Auto, das mittlerweile unter einer dicken Staubschicht in der Familiengarage stand und er entschied, das Fahrzeug neu lackieren zu lassen; Grundfarbe wieder off-white, das Orange ließ er aber durch ein helles Blau ersetzen, bevor er es mit dem Kennzeichen VD19044 im April 1949 wieder anmeldete. Um den ständigen Hitzeproblemen des V-16 entgegen zu wirken, baute ihm eine Werkstatt 2 Lüftungsklappen in die seitlichen Motorhauben ein. So gerüstet wurde der Roadster weitere 10 Jahre nur noch gelegentlich von Philippe Barraud gefahren.
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Auch dieses 1:43 Modell ließ Yann Saunders anfertigen- So sah der Wagen nach der zweiten Lackierung aus. (car-nection.com)
Bei einer dieser Ausfahrten Mitte der 50-er Jahre in einen Unfall verwickelt, mußte der Wagen erneut lackiert werden. Diesmal fiel die Wahl der Grundfarbe auf ein helles Milchschokobraun mit dunkelbraunen Akzenten. Die zerstörten doppelten Halb-Stoßstangen wurden (vorne und hinten) durch doppelte, durchgehende „hexagonal-section Batain-type“ Bumpers ersetzt und die Reste der alten „bumperettes“ fanden als Stoßstangenhörner eine neue Verwendung. Leider wurden die inneren „tear-drop“ Scheinwerfer nicht mehr nachgebaut, sondern durch welche im Bullet-Design ersetzt.
Anfang der Sechziger verlor Philippe die Lust an dem von den Jahren gezeichneten Auto und den damit verbundenen Kosten, brachte es zuerst als Ausstellungsfahrzeug in das Kaufhaus Eichenberger, Lausanne, dann 1963 zu seinem befreundeten Automechaniker Marcel Blaser, der ihn zuerst zu seinen Gebrauchtwagen auf den Hof stellte, später auf sein privates Grundstück, wo er von begeisterten „Anhängern“ im Laufe der Zeit ziemlich gefleddert und u.a. die inneren Lampen gestohlen wurden.
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Obige Fotos zeigen den beige/braunen Roadster, wie er 1963 auf dem dem Blaser-Grundstück abgestellt wurde. Gut zu erkennen die geänderte Stoßstange und die neuen Bullet-Style-Lampen (car-nection.com)
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...und hier 5 Jahre später - das Verdeck gerissen und innen wuchs Gras...
Doch damit ist die Story noch nicht beendet; jetzt wird´s erst richtig spannend!:rolleyes:
Es folgt Teil 2.
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