Der Buick Reatta ist amerikanisch, zweisitzig und wurde weitgehend von Hand montiert. Gebaut von 1988 bis 1991, war er - leider - ein ziemlicher Flop.
Einige der Ursachen dafür lagen ausserhalb der Einflussmöglichkeiten des Herstellers. Nach einem nie gesehenen Wirtschaftsboom unter Reagan kam der grosse Katzenjammer ziemlich zeitgleich mit dem Verkaufsstart dieses Autos.
Ein anderes Problem, mit dem der Reatta zu kämpfen hatte, war Unentschlossenheit. Konzipiert als Sportwagen, verliess das Management der Mut dazu - Buick war jahrzehntelang das Autos von Ärzten, Architekten und anderen Freischaffenden in der oberen Mittelklasse gewesen - und beschloss, das Auto als stattdessen als "Luxury Sports car" auf den Markt zu bringen. Will heissen: Statt einem Hochleistungsmotor der unveränderte Serien-V6 3800 und statt kerniger Fahreigenschaften jeder erdenkliche Luxus als Standard-Ausstattung. Nur ein manuelles Schaltgetriebe war weder für Geld noch gute Worte zu erhalten...
Doch der Reihe nach. Buick hatte festgestellt, dass die Anfang der 1980er explodierten, höchst interessanten Marketing-Zielgruppen der Yuppies (von YUP = Young Urban Professionals) und Dinkies (von DINK = Double Income, no Kids) förmlich explodiert waren und dass junge Leute mit Geld die Buick-Showrooms nicht gerade stürmten um einen Riviera (Buicks Personal Luxury) mit nach Hause zu nehmen.
1988-1989 Buick Reatta (Wikipedia)
Es musste also etwas Unwiderstehlicheres her und man verfiel auf den ersten Zweisitzer der Marke seit dem Special Business Coupe (Modell 46) von 1940; Prototypen natürlich nicht mit gerechnet. Der Einfachheit halber ging man vom Riviera der aktuellen (7.) Generation aus, ein Fahrzeug das auf der E-Plattform aufgebaut war, welche ausserdem für den Cadillac Eldorado und den Oldsmobile Toronado verwendet wurde. Der Radstand dieser Fahrzeuge betrug 108 Zoll (2743 mm).
Diese Plattform wurde ausschliesslich für den Reatta auf 98.5 Zoll (2502 mm) verkürzt. Die Technik kam vom Riviera. Die Karosserie war eigenständig und entstand unter dem GM-Chefdesigner Chuck Jordan (1927-2010). Dieser war zeitlebens ein GM-Mann und im Laufe seiner Karriere unter anderem verantwortlich für den 1955er Chevrolet Cameo Truck, den Buick Centurion Show car von 1956, Cadillac Seville (1992), Oldsmobile Aurora, Camaro und Firebird der 4. Generation - und Opel Manta und GT, entstanden als er 1967-70 in Rüsselsheim für das Design zuständig war.
Ungewöhnlich war, dass der Reatta nicht am Fliessband gebaut wurde, sondern abseits in einer eigens errichteten Fabrik, dem Reatta Craft Centre in Lansing MI. Das Werk blieb als Lansing Craft Centre bis 2006 in Betrieb, hier wurden später auch General Motors EV1, Cadillac Eldorado, die Convertible-Versionen des Chevrolet Cavalier und Pontiac Sunfire sowie der Chevrolet SSR gebaut.
Die Montage erfolgte in speziell ausgebildeten Teams welche für ganze Baugruppen zuständig waren. Die Lackierung besorgte der Farbenhersteller PPG, welcher Fachleute nach Lansing schickte.
Einzige Motorisierung bei Markteinführung war der Buick V6 3800 (LN3) mit 231 ci (3785 cm³), ein Zweiventiler mit Multiport Fuel Injection. Der quer eingebaute Frontmotor leistete 165 HP (123 kW) @ 5500/min; das Drehmoment betrug 285 Nm. Einziges erhältliches Getriebe war die Viergangautomatik TH 440-T4, die 1990 vom 4T60 abgelöst wurde.
1991 wurde der Motor vom 3800 TPI Serie I (L27) abgelöst mit 231.2 ci (3791 cm³), Tuned Port Injection, einer Leistung von nun 170 bhp (130 kW) und einem Drehmoment von 330 Nm. Das Getriebe dazu war die Turbo-Hydramatic 4T60-E.
In dieser Form wurde er in Reatta und Riviera bis 1990 verwendet.
Dass es mit geschlossenen Zweisitzern schwierig war in den USA hätte man auch von Ford lernen können, deren EXP resp. Mercury LN7 (1981-88), allerdings in einem tieferen Marktsegement, ebenfalls heftig floppten.
Das Interesse wurde mit der "Select 60" Edition aufgewärmt, mit der jährlich 60 ausgesuchte Händler beglückt wurden. Die Autos waren in nur einer Farbe lieferbar und hatten eine besondere Innenausstattung.
1988 Buick Reatta Select-60 Edition für Spring Vity TN (reatta-Org)
Der Reatta wurde ab Januar 1988 an die Händler ausgeliefert. Eine Chance hatte er nie, dazu waren zu viele Kompromisse gemacht worden...