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Dodge Story Teil 1: Anfänge

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chief tin cloud*RIP*
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Dodge Story Teil 1: Anfänge

Beitrag #1 von chief tin cloud*RIP* » 22.02.2014, 20:22


John Francis Dodge (1864-1920)
Horace Elgin Dodge (1868-1920)
(Ar-Chief)




Die Geschichte der Marke Dodge beginnt mit zwei Brüdern.
Einer erfand ein schmutzsicheres Kugellager. Dann liessen sie mit der Herstellung von Motoren und Getrieben für etablierte Hersteller aufhorchen und lieferten zeitweilig praktische alle in einem Ford verbauten Teile und Komponenten. Zu dieser Zeit gehörte ihnen 10 % dieses Unternehmens. Ihre Häuser und Yachten waren die grössten in Detroit – und sie schafften es, dass man ihnen, wenn immer möglich, gesellschaftlich aus dem Weg ging. Ihre barsche Art wurde nur noch übertroffen von der Arroganz, mit der sie andere Leute behandelten. Dabei hatte ihr Grossvater noch auf den Docks am St. Joseph River gearbeitet und ihr Vater in seiner Werkstatt die Dampfmaschinen von Fischerbooten und allerlei mechanisches Gerät repariert.

Ihre Familie kam bereits 1886 nach Detroit, das damals natürlich noch keine Autostadt war, als bedeutender Bahnknotenpunkt mit Hafen aber alle Voraussetzungen dazu bot. Die beruflichen Aussichten für Daniel Rugg Dodge, seine Frau Maria und die drei Kinder Della (23), John Francis (22) und Horace Elgin (18) waren hier allemal besser als in Niles MI, wo ihre Familie seit 1830 ansässig gewesen war.

Es zeigte sich, dass letztere unzertrennlich waren und dies ein Leben lang bleiben sollten. Obwohl beide großes mechanisches Talent zeigten, das ihr Vater nach Kräften förderte, war Horace der diesbezüglich Begabtere. John wuchs in eine Art Beschützerrolle und war später der Organisator, Unternehmer und Geschäftsmann. Ihre Verbundenheit war so stark, dass sie sich nur im "Doppelpack" anstellen ließen, so auch bei der Canadian Typothetac Company auf der anderen Seite des Detroit River, in Windsor (Ontario, Kanada).
Immer noch verbrachten die beiden jede freie Minute mit Tüfteleien. Dabei gelang Horace bereits 1887 die Konstruktion eines schmutzdichten Kugellagers, eine für das aufkommende Massenprodukt Fahrrad sehr sinnreiche Erfindung. Die Verwertung erfolgte typischerweise gemeinsam und erst als das finanzielle Risiko überschaubar wurde: Sie machten sich 1897 als Fahrradhersteller selbständig. John organisierte das Projekt mit einem Partner. Die Evans & Dodge Company wurde 1897 an der Ouellette Avenue in Windsor eingerichtet. Ein Jahr zuvor hatte der jüngere Anna Thomson (1871-1970), eine studierte Musikerin aus Dundee in Schottland geheiratet. Die Angelegenheit scheint wenig romantisch abgewickelt worden zu sein: Er fuhr statt zum üblichen gemeinsamen Mittagessen mit dem Bruder (der ihn vermutlich begleitete) nach Windsor zum Standesbeamten, absolvierte die Zeremonie und nahm das Schiff zurück um nachmittags wieder am Arbeitsplatz zu sein. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Delphine Ione (1899-1943) und Horace Elgin Dodge, jr. (1900-1963). Sie lebten ab 1912 in ihrem Haus Rose Terrace in Grosse Pointe und im Winter in einem zweiten Wohnsitz in Palm Beach FL. Sie unterstützten das Detroit Symphony Orchestra und den Bau der Orchestra Hall [/I] mit namhaften Beiträgen. Horace liess sich auch seine Leidenschaft für Yachten etwas kosten. Immerhin gründete sich darauf aber auch eine durchaus erfolgreiche Abteilung für Bootsmotoren.



Dampfyacht S.S. Delphine, in Auftrag gegeben von Horace Dodge. Nach einer umfassenden Renovation
heute ein Charterschiff an der Cote d'Azur. (Wikipedia)




Erst 1899 nahmen die Brüder ihren Wohnsitz in Windsor. Bereits 1901 verkauften sie ihr Unternehmen an die National Cycle Company (NCC) in Toronto. Horace blieb vorerst als Geschäftsführer, John reorganisierte einen anderen Fahrradbetrieb, den NCC in Hamilton (Ontario) erworben hatte. Dies war die einzige Zeit in ihrem Leben, in dem die Brüder längere Zeit voneinander getrennt waren. Das änderte sich bereits im folgenden Jahr, als NCC selber übernommen wurde und sich die beiden auf der Strasse fanden. Mit je $7500 Abfindung, Aktien und Lizenzeinnahmen aus ihrem Kugellager riskierten John und Horace ihren zweiten Sprung in die Selbständigkeit.




Sie gründeten noch im gleichen Jahr in Detroit die Dodge Bros. Bicycle & Engine Mfg. Company, ein etwas sperriger Name für ein Unternehmen, das einmal weltweit bekannt werden sollte. Auch die Anfänge waren wenig spektakulär. Die Dodges kauften ein Gebäude und richteten ihre Werkstatt ein. Die ersten Kunden waren Bahngesellschaften, welche Gerätschaften und Ausrüstung herstellen liessen. Die Qualität ihrer Produkte führte zu weiteren Aufträgen und die Brüder waren von Anfang an gut im Geschäft.

Einer der ersten Kunden war ein gewisser Ransom Eli Olds. Er suchte jemanden, der die Einzylindermotoren für sein erstes Serienauto, den Oldsmobile Curved Dash, herstellen konnte. Dodge konnte. Olds war so zufrieden, dass er gleich noch 3000 Getriebe bestellte – ein Grossauftrag, für den die Dodges erst ihre Anlagen erweitern mussten.
Die beiden hatten auch ganz schöne Marotten. Sie trugen stets die gleichen Anzüge und weigerten sich, Briefe zu lesen, die nicht an sie beide gerichtet waren.
1902 lernten die Dodges Henry Ford kennen, der sie sehr beeindruckte. Im Februar 1903 entschieden sie sich, auf Ford und seine neue Gesellschaft zu setzen. Das war nicht ohne Risiko, denn sie mussten dazu aus Kapazitätsgründen den lukrativen Olds-Auftrag aufgeben und einen anderen interessanten Kunden, Charles Brady King und Northern], abweisen. Ford hatte aber sein früheres Unternehmen mit US$ 900 in Cash und den Konstruktionsplänen für sein neues Auto verlassen und konnte “seine” neue Gesellschaft nicht selber finanzieren. Zu seinen ersten Geldgebern gehörten die Dodge-Brüder, die seinen ersten Auftrag für Komponenten aus eigenen Mitteln finanzierten.
Indem sie Material im Wert von $7000 vorfinanzierten (konkret: 650 komplette Rolling Chassis) - und noch $ 3000 cash obendrauf legten, um das Unternehmen anzuschieben - gingen sie ein hohes Risiko ein und verbanden das Schicksal ihrer eigenen Unternehmung mit jenem der Ford Motor Company. Der Kredit war rückzahlbar in zwei Raten von je $5000. Die erste war innerhalb von zwei Monaten fällig, die zweite bei Auslieferung des ersten Fahrgestells. Ihr Risiko minimierten sie, indem sie sich für den Fall von Fords Insolvenz (immerhin ging seine erste Firma 1901 fast pleite und er musste sie verlassen – daraus wurde dann Cadillac, aber das ist eine gaaaaanz andere Geschichte) einen Eigentumsvorbehalt auf Fords Anlagen eintrugen. Im Gegenzug erhielten sie einen Anteil von 10% an Ford. Diese $10'000-Investition brachte ihnen in den nächsten Jahren Millionen ein.
Zuvor wäre beinahe alles schief gegangen, denn bereits die erste Rückzahlung von $5000 konnte Ford nicht leisten. Einen eher widerwilligen Investor fand er in Malcolmsons Onkel. Der Bankier John S. Gray glaubte nicht an das Auto als zukunftsträchtige Investition, wollte aber seinen Verwandten stützen, der bei seiner Bank ohnehin bereits mit einem hohen Betrag in der Kreide stand.
John und Horace Dodge investierten etwa $ 160'000 um ihr Unternehmen fit zu machen für den Grossauftrag von Ford. Man kann es glauben oder nicht: Bei Dodge wurde zeitweilig praktisch jedes Bestandteil des Ford gefertigt – mit Ausnahme des Bretterbodens und der Reifen. Für die Holzkränze der Lenkräder erfand Horace eigens ein Biegeverfahren. Montiert wurden die angelieferten Komponenten
im Ford-Werk an Detrots Mack Avenue.
1910 erstellten die Dodges ihren ersten Neubau. Sie hatten nun 5000 Angestellte und eine Lohnsumme von 6 Mio $.
1913 hatten die Brüder ihr Auslagen wieder hereinbekommen - und waren immer noch Ford-Aktionäre. Das machte etwa einen Fünftel ihres 50 Mio $ Vermögens aus.


Matilda Rausch Dodge Wilson, 1940 die erste Vizegouverneurin von Michigan (findagrave.com)



Am 10. Dezember 1907 heiratete John Dodge in dritter Ehe seine deutschstämmige Sekretärin Matilda Rausch (1883-1967). Die Familie hatte drei Kinder, Frances (1914-1971), Daniel (1917-1938); das jüngste, Anna Margaret, geboren 1919, verstarb mit fünf Jahren an den Masern.
Henry Ford hatte früh durchblicken lassen, dass er die Absicht hatte, mit der Zeit alle Teile für seine Autos selber herzustellen. Er kaufte riesige Wälder für seinen Bedarf (die Karosseriestrukturen bestanden aus Holz), vor allem aber begann er mit dem Bau des gigantischen River Rouge Werks.
Dies dürfte der Auslöser für die Brüder gewesen sein, selber mit der Automobilproduktion anzufangen. Als Zulieferer blieben sie bis 1913 für Ford tätig.



Die Dodge-Brüder 1914 im Fond ihres allerersten Autos (Chrysler / Allpar)

Am 14. November 1914 lief eine Art Vorserie des Dodge Model 30-35 an. Nur 370 Exemplare wurden bis Jahresende gebaut. Es war keine Überraschung, dass es dem Ford Modell T ähnelte. Gegenüber dem “richtigen” Serienmodell wies es Abweichungen auf; insbesondere hatte es ein anderes Getriebe. Zum Preis von US$ 785 (gegenüber US$ 450 für den Ford T) wies der 30-35 viele Verbesserungen auf: Einen leistungsfähigeren Motor mit 35 statt 20 PS, ein konventionelles Schaltgetriebe, einen Elektrostarter, auf den Ford aus Kostengründen verzichten musste, und die erste in Großserie hergestellte Ganzstahlkarosserie der Welt. Allerdings gab es das Auto zunächst nur als fünsitzigen Touring.
Auch die techischen Daten erinnern an einen etwas grösseren Ford T: Seitengesteuerter Grauguss-Vierzylinder, 213,3 ci (3428 ccm); verdichtet 4.0 : 1, Leistung 35 HP @ 2000 U/min., Radstand 110 Zoll (2794 mm), Räder 33 x 4 Zoll. Es gab ein konventionelles Dreiganggetriebe, eine Lederkonuskupplung und Kardanantrieb.


1915 Dodge 30-35 Touring und Roadster zu je $ 785 (Ar-Chief)



Ab 1915 kam ein Roadster zum gleichen Preis dazu.
Zur Standardausstattung gehörten Ledersitze, Verdeck, Frontscheibe, elektrische Beleuchtung und Anlasser, Tacho und Holzspeichenräder mit abnehmbaren Felgenkränzen (die Speichen blieben beim Radwechsel am Auto).
Aufpreis kosteten Ersatzrad, Werkzeug, seitlicher Wetterschutz am Verdeck, "Wind wings" (Scheiben als Windabweiser am Frontscheibenrahmen), Hupe, Motometer, Scheibenwischer (manuell), Suchlicht, Drahtspeichenräder und ein Gepäckträger fürs Trittbrett.
Der Dodge Modell 30-35 (benannt nach der Steuerklasse und der Leistung seines Vierzylindermotors) wurde ein beliebtes Fahrzeug der unteren Mittelklasse und ein enormer kommerzieller Erfolg: 45.000 gebaute Einheiten allein im Kalenderjahr 1915 katapultierten Dodge auf Anhieb auf Platz drei der US-Autohersteller. Dennoch führten die enormen Investitionen nicht sofort in die Gewinnzone.

1915 Dodge 30-35 Roadster mit "Rex" Winter-Top. Das Dach war ganz abnehmbar, die hier montierten Seitenscheiben konnten auch weggelassen werden. Diese Dächer waren ab 1916 ab werk erhältlich; auch für den Touring. Frühe Dodge erkennt man an den zurückgesetzten Scheinwerfern und dem fehlenden Abdeckblech unter dem Kühler. (Ar-chief)
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Es ist kompliziert.

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