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Nash Teil 1: Rambler, der Nash-Vorläufer (1901-14)

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chief tin cloud*RIP*
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Nash Teil 1: Rambler, der Nash-Vorläufer (1901-14)

Beitrag #1 von chief tin cloud*RIP* » 08.12.2010, 14:49

Die Thomas B. Jeffery Company entstand aus der Fahrradfabrik Jeffery & Gormully in Chicago, damals zweitgrösster Fahrradhersteller in den USA. Unter dem Label G & J stellte die Firma ausserdem Reifen her. Die Automobile der Firma hiessen gleich wie die Fahrräder: Rambler. Experimentalfahrzeuge entstanden nach 1897, darunter zwei Prototypen von Jeffery’s Sohn Charles mit Frontmotor und Lenkrad. Leider gingen sie nicht in Serie, sie nahmen das Konzept des Mercedes Simplex vorweg…




1897 Rambler 'Quad' Experimental Runabout mit Thomas B. Jeffery am Lenkhebel (Ar-Chief)



Die Fahrradproduktion wurde 1900 an den Marktführer American Bicycle Company des Colonel Pope verkauft (aber das ist eine gaaaanz Geschichte). Jedenfalls kaufte Jeffery aus dem Erlös eine grosse Fabrik in Kenosha WI und richtete sie ganz auf die Automobilproduktion aus. Schon im ersten Verkaufsjahr (1902) verliessen rund 1'500 Fahrzeuge das Werk. Das machte Rambler auf Anhieb zum zweitgrössten Hersteller der USA (hinter Oldsmobile). Gleichzeitig war Rambler - ebenfalls nach Oldsmobile - der zweite Hersteller der Autos am Fliessband baute Henry Ford war mit dem Modell T nicht das erste!). Und das erst noch, anders als Olds oder Ford, im oberen Preissegment.








1902 Rambler Model C Runabout am Hilton Head Concours 2005. 1 Zylinder (sv), 95 ci (1597 cm), 6HP, Frontmotor, Heckantrieb (Kette), $750. 1 von 4 noch existierenden Exemplar, perfekt restauriert (Walter P. Chrysler Museum / conceptcarz)


Wer sich für diese alte Technik interessiert findet hier jede Menge (Detail-) Aufnahmen.


Bis 1905 entstanden robuste, zuverlässige Ein- und Zweizylinder mit 6 bis 16 HP und zu Preisen zwischen $750 und $3,300 – letzteres klar im Luxusbereich. Ab 1906 entfiel der Einzylinder, dafür kamen gleich zwei Vierzylinder mit 25 oder 35/40 HP dazu. 1909 verliessen die letzten Zweizylinder, nun mit immerhin 22 HP und Preisen ab $1,150, das Werk.

Wie viel Anteil an diesem Erfolg der Werbeleiter (und spätere Autobauer) Edward S. „Ned“ Jordan hatte wird sich wohl nie ganz klären lassen. Jedenfalls war die Marke für blumige Werbeslogans bekannt – was Ned Jordan später in seiner eigenen Fabrik fast zur Kunstform erheben sollte. Sein „Somewhere West of Laramie“- Inserat schrieb jedenfalls später Werbegeschichte. Aber auch das ist eine gaaaanz andere Geschichte...


Jordan war auch dafür verantwortlich, dass Rambler ansprechende Karosseriebezeichnungen wie „Country Club“ oder „Cross Country“ (zwei Versionen eines offenen Touring) während sich die Konkurrenz mit trockenen, mehr oder weniger logischen Buchstaben- und/oder Zahlenkombinationen zufrieden gab. Die Produktion pendelte sich bei ca. 3'000 Autos jährlich ein. Die Werkskarosserien sowohl für PW wie auch LKW liess Rambler bei der Seaman Body Corporation in Milwaukee WI produzieren.









1909 Rambler Model 44 5p Touring am Hilton Head Concours d'Elegance 2009. 4 Zylinder, 34 HP, Radstand 112 Zoll (2845 mm), $2,250. Originaler geht's nicht: 4 Besitzer seit neu, der erste besass das Auto 40 Jahre lang. (conceptcarz)


Eine weitere Innovation verdankt die Automobilwelt dem Rambler: Das Ersatzrad. Kam es zu einem der häufigen (technologie- und "strassen"-bedingten) Reifenplatzer der frühen Luftreifen dann gab es zwei Möglichkeiten: Entweder musste der Felgenkranz mühsam von jeder Speiche gelöst, getauscht und wieder montiert werden (falls Ersatzreifen mit Kranz mitgeführt wurden) oder das Rad wurde abgenommen (idR mit Spezialschlüssel, Imbus oder Innensechskant), der defekte Reifen abgezogen, der Schlauch repariert oder getauscht, der Reifen wieder aufgezogen, aufgepumpt und das Rad wieder am Auto befestigt.

So oder so war das eine schmutzige, mühselige und zeitraubende Arbeit. Bedankt Euch also bei Vater und Sohn Jeffery, dass Euch das heute erspart bleibt!

Am 2. April 1910 verstarb Thomas Jeffery völlig unerwartet an einem Herzversagen. Sohn Charles übernahm die Geschäfte und führte die Firma erfolgreich weiter.








1912 Rambler 38HP Four Model 73-4CC 5p Cross Country Touring. 4 Zylinder, 38 HP, 286.3 ci (4692 ccm). Dieses Exemplar spielte im Kinofilm "Titanic" (1997) mit; es ist vor der Abfahrt auf dem Pier zu sehen. (National Automobile Museum, Reno NV; cascaderamblers, pwnnash)





1912 Rambler 73-4CC Cross Country vor dem Start zur Fahrt "Chicago - Toledo in 1 Day" (320 Meilen) am 27. Sepember 1912 (pwnash)


1914 benannte Jeffery die Marke zu Ehren seines Vaters um in Jeffery - wirtschaftlich keine sinnvolle Massnahme, war der Name Rambler doch bestens eingeführt in den USA. Am Produkt änderte sich wenig, weiterhin gab es solide, kraftvolle Automobile der Mittel- und Oberklasse mit 4 und 6 Zylindern.




1914 Jeffery 93 Touring (Laurent Dionne Warren RHI / pwnash)


Charles Jeffery reiste 1915 mit der RMS Lusitania nach Europa.

Am 7. Mai 1915 wurde das britische Passagierschiff RMS Lusitania von einem deutschen U-Boot versenkt. Von den 1'959 Personen an Bord kamen 1'198 ums Leben, darunter 281 US-Bürger. Charles Jeffery war einer der Überlebenden. Das Ereignis war aber einschneidend für ihn, dass er beschlosss, seinem Leben eine andere Richtung zu geben. Das war der eigentliche Grund dafür, dass er die Firma 1916 an Charles Nash verkaufte.

Thomas und Charles Jeffery hatten aus dem verschlafenen Western-Städtchen Kenosha einen Industriestandort gemacht. Kenosha blieb für Nash – und später AMC – Stammwerk und Hauptsitz. Diese Firmen prägten das Städtchen für Jahrzehnte.
Bild


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Es ist kompliziert.

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