Dieser Artikel basiert auf Beiträgen für Wikipedia, den Packard Club Schweiz PACS und im Forum-Adventskalenderfred
die ich weiter ausbauen möchte. Der Bericht über das Modell A wurde mit
Hinter den ersten Packard standen die Brüder James Ward Packard und William Doud Packard sowie George Lewis Weiss als zusätzlicher Kapitalgeber und ab Juli 1899 der ehemalige Winton-Werksleiter William Albert Hatcher als Chefingenieur. (Ar-Chief)
Anfänge
1890 gründeten der Elektroingenieur James Ward Packard und sein Bruder, William Doud Packard, Absolvent einer Wirtschaftsuni, in Warren OH einen Betrieb zur Herstellung von elektrischen Kabeln und zur Elektrifizierung von Kommunen und Fabriken. Eine Glühlampenfabrik, die nach Patenten von J.W.Packard produzierte, bauten sie gleich mit auf. Das Kapital kam aus der Familie, die Packards stammten aus sehr wohlhabendem Hause. Ihre Ahnen waren bereits im 17. Jahrhundert nach Amerika eingewandert und ihr Vater hatte die grösste Eisenwaren-Handelskette im Mittleren Westen aufgebaut. W.D. Packard brachte seinem Bruder ein De Dion-Bouton-Tricycle mit Einzylindermotor von einer Europareise mit und J.W. Packard kaufte sich im August 1898 ein Winton-Automobil. Es wurde keine glückliche Beziehung. Schon die eigenhändige Überführung von Cleveland OH nach Warren erfolgte mit massiver Verspätung - im Schlepp von zwei Zugpferden. Bis Juni 1899 hatte er das Auto mehrfach ins Werk gebracht und Verbesserungsvorschläge gemacht. Der Schotte Alexander Winton, selber ein hervorragender Ingenieur aber nicht gerade bekannt für ein ausgeglichenes Wesen, verlor bald die Geduld mit seinem Kunden und schlug vor, Packard möge doch selber ein Auto zu bauen, wenn er doach alles besser wisse.
Was die Packards daraufhin taten, wobei diese Anekdote längst bestehende Pläne konkret werden liess, denn W.D. Packard hatte sich wahrscheinlich bereits ab 1890 theoretisch mit dem Bau eines Automobils beschäftigt und 1893 gemeinsam mit seinem Bruder erste Entwürfe gezeichnet. Um etwa 1895 stellte Packard Electric mit dem Maschinisten E.P. Cowles aus Wequiock bei Green Bay WI einen erfahrenen Konstrukteur als Leiter des Zeichnungsbüros ein. Dieser hatte bereits um 1875 einen ersten Dampfwagen gebaut und mit seinem zweiten, dem Green Bay Steamer, 1878 am Wisconsin Reliability Trial teilgenommen.. Dort schied er aber trotz überlegenem Material nach einem Unfall aus dem Wettbewerb. Cowles entwarf danach für den Austin & Pendleton Machine Shop in Warren OH Dampflokomotiven. Er half 1896 den Packards und J.H. Howry, Präsident der Packard Electric Company Ltd. of Canada, bei den ersten Zeichnungen für ein Automobil, das allerdings nicht realisiert wurde. Gedanken über ein eigenes Auto finden sich bereits 1896 in J.W. Packards Tagebuch.
Packard Modell A "Old Number One", der allererste Packard. Die obere Aufnahme zeigt das Fahrzeug mit einiger Sicherheit kurz nach der ersten Probefahrt am 6. November 1899. Unmittelbar danach erhielt das Auto eine Schaltung mit H-Kulisse (eine Packard-Erfindung). Das Foto entstand vor dem Maschinenhaus der Packard Electric Company an der North Avenue in Warren (OH). Aus Packard Electric wurde später Delphi Automotive. (Ar-Chief)
Modell A
Der Rat fiel also auf fruchtbaren Boden. Die Brüder gingen mit bescheidenen Mitteln aber konsequent ans Werk. Von Winton warben sie dessen Werkleiter William Albert Hatcher ab und machten ihn zum „Chefingenieur“ in der kleinen Werkstatt in einer Ecke ihrer Glühlampenfabrik New York & Ohio Company. Noch weniger erfreut dürfte Winton gewesen sein, dass sie ihm mit George Lewis Weiss aus Cleveland gleich noch seinen bedeutendsten Investor abspenstig machten. Tatsächlich war er darüber so erbost, dass er das Runabout, das Weiss früher gekauft hatte, aus dem Fahrgestellverzeichnis streichen ließ. Eine Massnahme, die viel später etliche Automobilhistoriker in die Irre führen sollte...
Mit George L. Weiss begründeten die Brüder eine Partnerschaft, an der sich jeder mit $3.000 beteiligte. Packard and Weiss war organisatorisch der New York & Ohio Company angegliedert. Bereits am 3. Juli 1899 erfolgte die Gründung der Ohio Automobile Company, deren Mehrheitseigentümer und Präsident J. W. Packard wurde, der auch gleich fünf Patente einbrachte.
Packard Modell A "Old Number One" wurde zuletzt selten öffentlich gezeigt um die betagte Mechanik zu schonen. (Ar-Chief)
eine erste Testfahrt absolvierte Modell A es bereits am 6. November 1899 - erfolgreich. Das Team war seiner Sache so sicher, dass alle fünf Fahrzeuge noch 1899 begonnen wurden und zwischen Dezember 1899 und spätestens Februar 1900 fertiggestellt waren. Das Modell A war als Vorserie gedacht; nur ein Exemplar wurde tatsächlich verkauft. Die Fahrzeuge wurden von Anfang an als „Packard“ vermarktet.
Dieser Prototyp Modell A war ein leichter Wagen mit einem Rahmen aus geschweissten Stahlrohren, einem Radstand von 71.5 in. (1816 mm) und gleich grossen Vorder- und Hinterrädern (Reifen-Grösse 34 x 3) mit Drahtspeichen. Gelenkt wurden die beiden Vorderräder mittels Lenkhebel.
Packard Modell A Nummer 2, Das Auto von William Doud Packard (packardinfo.com)
Der Viertaktmotor war eine für die Zeit konventionelle Eigenkonstruktion mit einem liegenden Zylinder. Der Kopf war nicht abnehmbar. Der Vergaser war ein Produkt der französischen Firma Longuemar. Aus einem Hubraum von 142.6 c.i. (2337 ccm) lieferte der Motor nach damaliger Berechnung 7 - 7½ PS bei 800/min. Er war liegend unter der Sitzbank angebracht. Der Kühler fasste 4 Gallonen (15,1 Liter). Er war auf der rechten Seite direkt dahinter und im Fahrtwind stehend montiert. Über dem Motor und quer zur Fahrtrichtung war der zylinderförmige Tank angebracht. Das manuelle 2-Gang-Planetengetriebe mit Rückwärtsgang (keine Selbstverständlichkeit zu dieser Zeit) war mit dem Motor verflanscht. Kurz nach der ersten Erprobungsfahrt wurde eine H-Schaltkulisse für den Ganghebel eingebaut, wahrscheinlich die erste überhaupt in einem Automobil. Die Kraftübertragung erfolgte durch eine längs mittig angeordnete Kette auf die Hinterachse. Die Untersetzung wurde individuell nach den Bedürfnissen des Kunden gewählt. So hatte Packard Nr. 1 getriebeseitig ein Zahnrad mit 10 Zähnen und an der Hinterachse eines mit 68 Zähnen, etwa entsprechend einem Übersetzungsverhältnis von 7 : 1.
Die Karosserie war als zweisitziger, offener Roadster in Holzbauweise ausgeführt. Optional gab es im Heck eine ausklappbare Bank für zwei rückwärts sitzende, zusätzliche Passagiere.
Dies war das erste Auto einer Serie von insgesamt fünf Exemplaren. Alle waren noch vor dem Jahresende 1899 fertig gestellt und alle wiesen individuelle technische Unterschiede auf und stellen somit eine Art Vorserie dar. Die weiteren Exemplare der A-Baureihe hatten eine auf 9 HP erhöhte Leistung. Die Karosserien für alle fünf Fahrzeuge entstanden beim ortsansässigen Kutschenbauer ''Morgan & Williams''. Alle waren schwarz lackiert, hatten mit Leder bezogene Sitze und optional eine vorne mittig angeordnete Beleuchtung, allenfalls ergänzt durch Kutschenlampen seitlich an der Sitzbank.
Gut sichtbar sind der Schlangenkühler, die Motor/Getriebeeinheit und der Tank. Das Lenkgestänge ist gelöst.
Chassis von hinten mit mittiger Antriebskette und längs angeordneten Halbelliptik-Blattfedern
[B]Fahrgestell[/B]
Das Modell A war ein leichter Wagen mit einem Rahmen aus geschweißten Stahlrohren, einem Radstand von 71.5 in. (1816 mm) und gleich grossen Vorder- und Hinterrädern (Reifen-Größe 34 x 3 Zoll) mit Drahtspeichen. Gefedert wurde vorn mittels gegeinander gestellten Querblattfedern, hinten mit längs angeordneten Halbelliptik-Blattfedern. Gelenkt wurden die beiden Vorderräder mittels Lenkhebel.
Das schwer gebrauchte Fahrgestell von Wagen Nummer 4 oder 5
[B]Motor[/B]
Der Viertaktmotor war eine Eigenkonstruktion mit einem liegenden Zylinder. Der Kopf war nicht abnehmbar. Den Vergaser lieferte die französische Firma Longuemar über ihre Vertretung in den USA. Aus einem Hubraum von 2337 cm³ (142.6 c.i.) lieferte der Motor 7 bis 7½ PS bei 800 U/min im Wagen Nr. 1 in den folgenden gab er 9 PS (A.L.A.M.) ab.
Er war liegend quer unter der Sitzbank angebracht. Der Kühler fasste 15,1 Liter (4 Gallonen). Er war auf der rechten Seite direkt dahinter und im Fahrtwind stehend montiert. Über dem Motor und quer zur Fahrtrichtung war der zylinderförmige Benzintank angebracht.
[B]
Kraftübertragung[/B]
Das manuelle 2-Gang-Planetengetriebe mit Rückwärtsgang (keine Selbstverständlichkeit zu dieser Zeit) war an den Motor angeflanscht. Unmittelbar nach der ersten Erprobungsfahrt im November 1899 wurde eine H-Schaltkulisse für den Ganghebel konstruiert. Diese quasi nebenbei erfundene und patentierte Packard-Errungenschaft setzte sich schließlich weltweit durch....
Die weitere Kraftübertragung erfolgte durch eine längs mittig angeordnete Kette vom Getriebe zur Hinterachse. Die Untersetzung wurde individuell nach den Bedürfnissen des Kunden gewählt. So hatte Packard Nr. 1 getriebeseitig ein Zahnrad mit 10 Zähnen und an der Hinterachse eines mit 68 Zähnen, etwa entsprechend einem Übersetzungsverhältnis von 7 : 1.
Diese Aufnahmen zeigen Wagen Nummer 2, der William D. Packard gehörte.
Aufbau
Die Karosserie war als zweisitziger, offener Roadster in Holzbauweise ausgeführt. Optional gab es im Heck eine ausklappbare Bank für zwei rückwärts sitzende, zusätzliche Passagiere. Die Karosserien für alle fünf Fahrzeuge entstanden beim ortsansässigen Kutschenbauer Morgan & Williams. Alle waren schwarz lackiert, hatten mit Leder bezogene Sitze und optional eine vorne mittig angeordnete Beleuchtung, allenfalls ergänzt durch Lampen seitlich an der Sitzbank.
Packard Model A "Old Number One" wie jahrzehntelang in der Lehigh University präsentiert.
Verbleib
Von den fünf gebauten Fahrzeugen ist nur das erste erhalten geblieben. Es diente nicht nur als rollendes Versuchslabor, sondern auch als Privatwagen von J.W. Packard. Gelegentlich "Old Number One" genannt, handelt es sich um jenes Fahrzeug, das im Anschluss an die erste Probefahrt mit der H-Kulissenschaltung nachgerüstet wurde. James W. Packard behielt das Auto zeitlebens in seinem Besitz. Nach seinem Tod schenkte ihn seine Familie der Lehigh Universität in Detroit mit der er seit seinem Studium dort (Abschluss 1884) sehr verbunden war. Dies ist der einzige noch existierende Packard Modell A. Die Universität überliess das Fahrzeug dem Packard Museum in Warren als Dauerleihgabe.
Wagen Nr. 2 gehörte Wiliam Doud Packard, der ihn etwa ein Jahr lang fuhr. Ein weiteres Exemplar ging an George Weiss. Gemeinsam mit J. W. Packard absolvierte dieser damit am 26. Mai 1900 eine weithin beachtete Zuverlässigkeitsfahrt über 194 Meilen oder 312 km von Buffalo nach Cleveland (Ohio). Dafür benötigten sie 13½ Stunden. Im August 1898 hatte J. W. Packard - such wegen mehreren Pannen - noch 11 Stunden gebraucht für die 65 Meilen (105 km) um sein neues Winton-Automobil vom Hersteller in Cleveland (Ohio) zu sich nach Hause in Warren (Ohio) zu überführen und war nicht unter eigenem Antrieb angekommen.
Verkauft wurde einzig Wagen Nummer 5. Käufer war der Geschäftsmann W.D. Kirkham der einen Block entfernt von Packard Electric wohnte.
Zu dieser Zeit gab es noch keine Fahrgestellnummern. Die für das Modell A verwendeten Motoren trugen die Nummer 21 bis 26. Der Preis für den Roadster betrug $1,200. Zur Grundausstattung gehörten die erwähnten Lederpolster, eine grosse Petrollampe vorn und eine kleinere seitlich an der Karosserie, eine Warnglocke mit Fussbetätigung (anstelle einer Hupe), Werkzeug und Öler. Die Zusatzbank kostete $50 extra und ein Lederverdeck $75.
James Ward Packard war ein äusserst dankbarer Absolvent der Lehigh University (Abschluss 1884). Er vermachte ihr testamentarisch eine Million Dollar (woraus die Universität das Packard Institute begründete). Dort verblieb das Fahrzeug, das irgendwann in eine gläserne Vitrine gestellt wurde und gelegentlich - immer seltener - für Fototermine hervorgeholt wurde. Seine letzten Termine absolvierte es an der Packard Centennial Celebration, die 1999 natürlich in Warren OH stattfand und an einem Concours 2004. 2013 bekam es eine sorgfältige und fachgerechte Restaurierung, der wir diese besonderen Detailaufnahmen verdanken.
"Old Number One"; Aufnahmen um 1930. Die Dame in Mode von 1900 posiert vor der Packard Lodge, dem Haupthaus der 1927 eingeweihten Teststrecke in Utica MI. Das Gebäude ist mit einem kleinen Teil der Proving Grounds erhalten, das Fahrzeug nicht.. Die letzte Aufnahme entstand im Packard-Werk am East Grand Boulevard.
Wagen Nummer 4 oder 5
Quellen:
Aufnahmen von der Restaurierung: Hemmings
Aufnahmen ab 1928: Hemmings, Packard International und Ar-Chief
Aufnahmen 1899-1910: Werkbilder (gemeinfrei); Wikipedia, Ar-Chief
Tabelle: Ar-Chief