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DeVaux 1931-32 (Durant)

Kleinere Marken ganz groß..
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chief tin cloud*RIP*
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DeVaux 1931-32 (Durant)

Beitrag #1 von chief tin cloud*RIP* » 02.12.2010, 10:38




Norman DeVaux aus Kalifornien war ein enger Freund von William Crapo Durant, dem Gründer von General Motors. Für ihn baute er zwischen 1916 und 1920 das Chevrolet-Händlernetz in Kalifornien auf. Als Durant 1920 GM endgültig verlassen musste war da auch keine Zukunft mehr für seine Vertrauten. Also folgte ihm DeVaux als er 1921 die Durant Motors Corporation, seinen neuen Konzern, gründete. An der Westküste etablierte er das Händlernetz für die Kernmarken Durant (Mittelklasse) und Star (Ford Modell T-Konkurrent).

William Durant verlor sein Vermögen grösstenteils am Schwarzen Dienstag 1929. Allerdings hatte es schon vorher angefangen, im Konzern zu kriseln wegen Modelle, die in die Jahre gekommen waren und der Schulden. Durant Motors ging in kürzester Zeit bankrott und DeVaux sammelte sozusagen die Trümmer ein.

Zusammen mit dem Ingenieur Colonel Elbert J. Hall vom Motorenbauer Hall-Scott beabsichtigte er 1930, dem ersten Jahr der Grossen Depression, seine Autofirma zu gründen. Hall wiederum war kein Unbekannter in der Branche: Seit 1908 entwickelte er Motoren für Rennwagen, Flugzeuge, Trecker und Busse. Sein Meisterstück war der baukastenförmig aufgebaute Liberty-Flugzeugmotor den er bis 1915 gemeinsam mit Packard-Chefingenieur Jesse Vincent entworfen hatte und den die USA im 1. Weltkrieg an viele verbündete Staaten lieferten. Es war daher naheliegend, dass er auch den seitengesteuerten 6-Zylinderdermotor mit 5-fach gelagerter Kurbelwelle und, je nach Quelle, 65, 70 oder 70 HP zum DeVaux beisteuerte. Alle hatten mechanische Vierradbremsen "Steeldraulic" (was für ein Werbeausdruck!) .






Der erste DeVaux rollt vom Band und bringt Hoffnung auf Jobs für die Arbeiter in Grand Rapids (Robinson Studio Collection Photo / Flickr)


DeVaux-Hall leaste in Grand Rapids MI einen Teil der Fabrikationanlagen der Hayes Body Corporation. Die Karosserien wurden von Hayes über eine Brücke direkt zu DeVaux auf der anderen Strassenseite geliefert. Hayes war einer der grossen Karosseriehersteller in den USA mit einem Ausstoss bis zu 120'000 Aufbauten pro Jahr und lieferte zu dieser Zeit zB Karosserien für American Bantam/Austin, Chrysler, Reo, Marmon, Peerless, Franklin, Auburn und Cord. Chefdesigner war seit 1929 der Graf Alexis de Sakhnoffsky, einer der Grossen der Branche.




"Hochzeit" von Chassis und Karosserie im Werk (durantcar.com)


Kein Wunder, insistierte DeVaux in seiner Werbung, dass die neuen Autos von de Sakhnoffsky entworfen worden seien. Das stimmte aber nur sehr bedingt: Die Karosserie stammte von übrig gebliebenen Durant (die ebenfalls Hayes entworfen hatte, allerdings vor der Anstellung von de Sakhnoffsky). Front Clip und Kotflügel allerdings stammten von seinem Zeichenbrett, was die Ähnlichkeit mit dem Cord L-29 (und dem späteren White Truck Model 704) erklärt.






1931 DeVaux Six Deluxe Sedan mit 6 optionalen Drahtspeichenrädern und Stosstangen. Eigentümer: John Kobli, Tieton WA (DMAC Durant Motors Automobile Club)

Ab hier wird es etwas kompliziert: Ich habe zwei Quellen - und die sagen fast nie dasselbe. Der "Standard Cataloque of American Automobiles 1805-1942" listet: DeVaux Six, 70 HP, 113 Zoll Radstand, ein Phaeton als "Einsteigermodell" zu $545, Standard Coupé und Sedan zu je $595 und Deluxe-Versionen der beiden zu je $795.







www.durantmotor.com sieht es etwas anders: DeVaux 6-75, 113 Zoll Radstand nur 12931 (1932: 114 Zoll), kein Phaeton (mir ist auch nie ein Foto über den Weg gelaufen, allerdings sollen auch nur noch ca. 100 DeVaux existieren) aber drei Ausstattungsstufen (Standard, Deluxe Custom):

*Standard Coupe
*Standard Sedan
*Sport Coupe - Rumble Seat
*Sport Sedan
*De Luxe Coupe
*De Luxe Sedan
*Custom Coupe ($795)
*Custom Sedan ($795)
Serienmässig waren demnach beim Standard 5 Holzspeichenräder mit Chrome Rim (Aufpreis 5 Drahtspeichenräder $10), Einfarbenlackierung (Kühlermaske und Lampengehäuse schwarz), Sitzbezüge in Bedford Cord.


Deluxe boten 5 Drahtspeichenräder, Ein- oder Zweifarbenlackierung, Chrom für Scheinwerfer, Torpedoabschluss und Trittbretteinfassungen, Mohair-Sitzbezüge, Walnuss-Applikationen innen (möglicherweise Woodgrain), Kartentaschen in den (vorderen) Türen und Fusstützen hinten.

Custom hatten 6 Drahtspeichenräder , eine verchromte Scheinwerferhalterung, Halteschlaufen und Deckenbeleuchtung.

Die meisten Accessoires waren gegen Aufpreis auch für die einfacheren Modelle lieferbar. Aufpreis für alle Modelle kosteten Stosstangen hinten und vorn (!), verstellbarer Fahrersitz (2 Zoll), verstellbare, hydraulische Houdaille-Stossdämpfer, Ausstellfenster hinten, Gepäckträger am Heck für Versionen mit seitlichen Reserverädern, Schloss und Chrom-Cover für selbige und ein Satz Landau-Eisen für das Custom Coupé.




1931 DeVaux Six Standard Sedan mit 5 optionalen Speichenrädern, Stosstangen und Zweifarbenlackierung. Eigentümer: John Willoughby, Evansville WI (DMAC Durant Motors Automobile Club)





Der neue DeVaux Six hatte also alles was es normalerweise zum Erfolg braucht: Er sah gut aus, es gab einen laufruhigen und recht kraftvollen Motor, die Ausstattung war reichhaltig und der Preis war ausserordentlich günstig. Leider waren die Zeiten nicht normal. Auch längst etablierte Marken gingen in der härtesten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten ein. Die Menschen (besonders in der anvisierten Mittelklasse) hatten andere Sorgen als ein neues Auto - und wenn sie doch eins kauften, dann entweder einen preisgünstigen Ford (B oder V8), Chevrolet oder Plymouth. Einen Tick teurer waren Pontiac, Oldsmobile, Chrysler Six, Graham, Reo oder die wunderschönen neuen Hupmobile - alles eine naheliegendere Wahl als das Produkt eines neuen Herstellers, aufgebaut auf dem Produkt eines bereits gescheiterten (dem Durant) - und der Ungewissheit, ob die Marke länger bestehen würde und die Ersatzteilversorgung gewährleistet wäre.




Diese Anzeige ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Sie bezieht sich auf den Hall-Motor (also auf das Baujahr1931). Das Modell wird mit "6-75" bezeichnet und die Preise beginnen bei $545 - also ohne Phaeton für $545 - und auf das Design von de Sakhnoffsky wird ausdrücklich hingewiesen... (durantcars.com)



In Kanada, wo Durant ebenfalls grosse Produktionsanlagen unterhielt (Leaside, Ontario), wurden die Reste des Konzerns von Dominion Motors übernommen. Eine technisch identische Version des DeVaux wurde dort als Frontenac 6-85 angeboten.

De Vaux brauchte bald neues Kapital - und erhielt es von Continental Motors. Dieser Motorenbauer war in Bedrängnis geraten weil immer weniger der kleinen Auto-Hersteller immer kleinere Stückzahlen orderten. Die Gegenstrategie: In diese Kleinen zu investieren (die grossen hatten sowieso Motoren aus eigener Fertigung). So konnten Kunden als Abnehmer am Leben erhalten werden, Continental konnte Einfluss darauf nehmen welcher Motor verwendet wurde (es gab ja auch noch Lycoming, Herschel-Spillman und andere) oder überhaupt als Kunden gewonnen werden wenn sie es noch nicht waren.



1932 DeVaux 6-80 Custom Convertible Coupe. Eigentümer: Myron Cummings, Michigan (DMAC Durant Motors Automobile Club)


Letzteres traf auf DeVaux zu. Leider fliessen die Informationen zum 32er DeVaux noch spärlicher. Fest steht, dass die optischen Veränderungen minimal waren und dass der Hall-Motor durch einen Continental Six Type 32-A mit 214,7 ci (3518 ccm) ersetzt wurde . Die Leistung wird je nach Quelle mit 75 oder 84 HP @ 3400/min angegeben, die Modellbezeichnung war entweder 6-75 oder 6-80. Das Modell mit Hall-Motor lief Ende Januar 1932 aus. Denkbar ist daher, dass die 32er mit Hall-Motor noch als 6-75 liefen und der Nachfolger 6-80 genannt wurde. Das wäre auch eine Erklärung für die unterschiedlichen Leistungsangaben. Ob der 32er tatsächlich 114 Zoll Radstand hatte Ausnahmsweise übereinstimmend nennen meine Quellen dieses Angebot:

*Standard Sedan ($845)
*Custom Sedan ($895)
*Custom Coupe ($895)
*Custom Convertible Coupe ($995)
Ob und allenfalls wie sich die Ausstattung änderte ist nicht ersichtlich aus meinen Unterlagen.






Nicht ganz unerwartet liess sich, was vorher kaum verkäuflich war, auch jetzt nicht absetzen. Bis Ende Modelljahr waren gerade mal 4'808 DeVaux gebaut worden, davon 1'353 mit Continental-Motor. Das bedeutete das Ende für DeVaux als Marke - aber nicht für das Auto.

Bild


ASK THE MAN WHO OWNS ONE

Es ist kompliziert.

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