Samstag, 22. Dezember 2018
Liebe Gemeinde,
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Die Duesenbergs hatten sich in St. Paul gut eongerichtet. Ihr Geschäftspartner, J.R. Harbeck von der Loew-Victor Engine Company in Chicago, schlug eine engere Kooperation vor. Ein erstes Ergebnis war 1915 die bereits genannte Produktionsaufnahme von Sechs- und Achtzylinder-Bootsmotoren, die von den für die Disturber IV entwickelten Reihen-Zwölfzylindern abgeleitet waren. Diese Motoren waren sowohl für größere Motoryachten wie auch zum Antrieb von Schnell-, Patrouillen- oder Torpedobooten geeignet. Die Zuammenarbeit mit Loew-Victor war harmonisch, und Harbeck schlug vor, dass DMC nach Chicago übersiedeln sollte. Weil das Unternehmen selbständig bleiben konnte, willigten die Duesenbergs im Mai 1916 ein.
Wenug später regte Harbeck eine Fusion an. Die Duesenbergs zögerten aber lange, ihre gewonnene Unabhängigkeit wieder aufzugeben. Erst nach Monaten und sorgfältiger Prüfung stimmten sie Ende 1916 oder Anfang 1917 zu.
Die Gründung der Duesenberg Motors Corporation wurde im März 1917 angekündigt, war zu dieser Zeit aber wohl schon im Gange. Der Hauptsitz mit der Verkaufsabteilung wurde am Broadway in New York eingerichtet. Das Unternehmen war mit US$ 1,5 Mio. kapitalisiert. Harbeck wurde Präsident und Geschäftsführer, F.S. Duesenberg Chefingenieur und August sein Stellvertreter. Fred standen vier Monate im Jahr für außerbetriebliche Tätigkeiten zur Verfügung. Diese Zeit nutzte er für seine rennsportlichen Aktivitäten.
Mit dem Zusammenschluß wurde Duesenberg Motors auch Teil des Rüstungsprogramms der US-Regierung. Zu den Vorteilen gehörte, dass die kleine Motorenproduktion der Duesenbergs nun eine breitere Basis gestellt erhielt und dass die Zusammenarbeit mit Loew-Victor, wo die Motoren schon bisher gegossen worden waren, enger und direkter war. Eine Zusammenlegung des Bootsmotorenbaus in Chicago war ins Auge gefasst aber zurückgestellt worden. Sie ist nie erfolgt.
Das Unternehmen erwarb Boden in Elizabeth NJ und investierte US$ 200.000,- in den Bau einer Fabrik.
Harbeck arrangierte, dass die bisherigen Duesenberg-Aktivitäten bis zur Fertigstellung des neuen Werks in einem Teil des American Can-Werks in Edgewater NJ fortgesetzt werden konnten. Diese provisorischen Anlagen lagen etwa 30 km von Elizabeth entfernt. Auch die Duesenberg-Entwicklungsabteilung, der F.S. Duesenberg vorstand, wurde hier eingerichtet. Zu dieser Zeit arbeitete er sowohl an einem geheimen Marineprojekt, das aber bald aufgegeben wurde, und an Flugzeugmotoren.
Die Regierung handelte jedoch in Bezug auf das neue Unternehmen erstaunlich unentschlossen. Mehrfach wurden Produktionsumstellungen angeordnet. Zweimal wurde deswegen der Betrieb auf die Herstellung von Liberty-Flugmotoren umgestellt. Dies führte nicht nur dort zu Lieferverzögerungen. Zusätzlich gab es kriegsbedingte Material- und Transportrestriktionen, weshalb die von mehreren Quellen angeführten Lieferengpässe für PKW-Motoren noch schwerwiegender gewesen sein müssen. Mehrere Personenwagenhersteller wie Biddle, ReVere oder Roamer waren betroffen und die Nachfrage nach den Duesenberg-Motoren überstieg deren Verfügbarkeit stets bei weitem.
Mindestens drei Hersteller boten wenigstens eine Baureihe mit dem Duesenberg-Motor an:
Biddle, Philadelphia (Pennsylvania); 1915-1922.
ReVere Motor Car Corporation (USA, Logansport (Indiana); 1918-1926.
Roamer Motor Car Company, Kalamazoo (Michigan), Streator (Illinois) und Toronto (Kanada); 1916-1929.
In der Folge übernahm die Duesenberg Motors Corporation auch die ehemaligen Werkanlagen von Fiat of America in Poughkeepsie NJ, wo nun vor allem Flugzeugtriebwerke, Motoren für Artilleriezugmaschinen und überwiegend andere für militärische Zwecke benötigte Motoren hergestellt wurden.
Die Duesenberg Motors Corporation lieferte mit dem Einverständnis der Regierung Motoren auch an die britische, französische, italienische und zarististisch-russische Armee. Für das US-Heer wurden zudem Motoren für Artillerie-Zugmaschinen produziert. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte die DMC 1200 Mitarbeiter.
Der bedeutendste Regierungsauftrag wäre eine Bestellung über 2000 King-Bugatti U-16-Flugzeugmotoren geworden. Er brachte letztlich nur Ärger. Über den Grund wird nicht so gern gesprochen, er liegt aber auf der Hand: Der 1916 von Ettore Bugatti entwickelte Motor war eine Fehlkonstruktion. Er wurde von der französischen Luftwaffe abgelehnt und sollte im Rahmen eines US-Armeeprojekts unter der Leitung von Charles Brady King überarbeitet werden. King gilt als einer der führenden Motorenspezialisten der USA. Er war der Mann, der 1896 das erste Auto in Detroit fuhr. Er hatte es selber gebaut und ein junger Mann namens Henry Ford fuhr mit dem Fahrrad hinterher… King arbeitete für die Regierung, nicht für Duesenberg.
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Ein seltener Einblick in das Duesenberg-Motorentestcenter in Elizabeth NJ
Es gab erhebliche technische Probleme zu lösen, sodass die Entwicklungsarbeit schließlich in die DMC-Anlagen verlegt wurde. DMC und möglicherweise auch Fred Duesenberg leisteten Unterstützungsarbeit, doch wurden keine befriedigenden Ergebnisse erzielt. Nach Kriegsende wurde der Auftrag storniert, und nur 40 bis 60 Einheiten sind tatsächlich gebaut worden. 1918 erschien eine Duesenberg-Anzeige, die darüber informierte, dass das Unternehmen nun ausschließlich Regierungsaufträge bearbeitete. Gemeint war wohl die Produktion dieses Motors.
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Der Bugatti-Prototyp nach seiner Ankunft in den USA.
Der Motor wurde Ende 1917 in den USA lizenziert und dort von dem Ingenieur Charles Brady King zum King-Bugatti U-16 optimiert. Von den geplanten 2000 Stück wurden bei Duesenberg bis Anfang 1919 40 Stück gebaut. Der U-16 kam jedoch in keinem Flugzeug mehr zum Einsatz. Der darauf basierende und 1925 konstruierte U-16 Type 34 wurde nie gebaut. Jedoch wurden doppelt kompressorgeladenen 16-Zylinder-U-Motoren in den Sport- bzw. Rennwagen Bugatti „Type 47“ und „Type 45“ verwendet. Es waren wassergekühlte Viertaktmotoren, die 1929/1930 konstruiert und produziert wurden.
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Man hoffte, mit Erfolgen auf der Rennpiste Automobilhersteller zu gewinnen um Straßenversionen dieser Triebwerke für deren Serienwagen zu liefern. Daran hielt Duesenberg bis mindestens 1919 fest. Aber auch trotz dem mittlerweile untadeligem Ruf als einem der führenden Motorenbauer und mit einem zweiten Platz an den 500 Meilen von Indianapolis 1916 (herausgefahren von Wilbur D'Alene) wollte sich der Verkaufserfolg nicht richtig einstellen.
Mit dem Kriegsende bestand keine Verwendung mehr für die spezialisierten Produktionsanlagen in Elizabeth mit bis zu 1200 Mitarbeitern. Man kam überein, DMC aufzulösen. Ob das kleinere Werk in Poughkeepsie zu diesem Zeitpunkt noch zu Duesenberg gehört hat oder schon vorher veräußert wurde, ist nicht bekannt.
Nach dem Fehlschlag mit dem King-Bugatti strengte DMC ein Verfahren gegen die US-Regierung an, weil diese ihrer Ansicht nach zu wenig Informationen geliefert hatte. Duesenberg verlor den Prozess.
Der größte Teil der Anlagen wurde von John North Willys (Willys-Overland) übernommen. Durch den Verkauf gelangte Fred Duesenberg zu einigem Wohlstand. Vor allem aber war nun die Finanzierung seines neues Unternehmens und die Entwicklung des neuen Achtzylinder-Rennmotors gewährleistet. Mit dieser Absicherung löste sich Fred Duesenberg einerseits von der Herstellung von Nutzfahrzeug-, Boots- und Flugzeugmotoren und andererseits von der eigenen Nutzung der Walking Beam-Technologie. Diese wurde größtenteils an die Rochester Motor Company in Rochester (New York) verkauft (kein Bezug zur gleichnamigen, ehemaligen Zubehör- und Vergasermarke von General Motors), die insbesondere den Vierzylindermotor und eine bei Duesenberg nicht mehr genutzte Sechszylinderversion erwarb.