Das nachfolgende Markenporträt basiert auf einem Beitrag für Wikipedia und einen Bericht im Adventskalenderfred 2015.
Viele Porträts von ausgefallenen Marken bleiben diesem Forum erspart, weil kein Fahrzeug überlebt hat und es daher keine vorzeigbaren Fotos gibt. Bezüglich der heutige vorgestellten Marke ist das anders. In sieben Jahren entstanden einige hundert - recht luxuriöse - Autos. Zwei existieren noch...
(Quelle: Hubcapcollector)
Die Handley-Knight Company war ein kurzlebiger US-amerikanischer Automobilhersteller in den frühen 1920er Jahren. Der Markenname lautete zunächst Handley-Knight und danach Handley.
James I. Handley
J.I. Handley war ein Automobilmanager und Unternehmer, der bis zu deren Schließung 1914 Präsident der American Motor Company in Indianapolis gewesen war. Diese stellte den bekannten Luxuswagen American Underslung her. Danach ging Handley zu Willys-Overland und übernahm die Leitung der chronisch unterfinanzierten Tochtergesellschaft Marion Motor Car Company, Herstellerin der respektierten Marion-Personenwagen. Im Zuge einer Krise bei Willys-Overland erwarb er noch 1914 die Marion Motor Car Company und versuchte deren Sanierung als Marion-Handley. Das Unternehmen führte er unter dem Dach der von ihm gegründeten Mutual Motors Company in Jackson (Michigan).
Handley-Knight Fahrzeuge waren teilweise deutlich günstiger als vergleichbare frühere Marion. In den Modelljahren 1916−1918 wurden etwas über 2000 Marion-Handley produziert, dann mußte Handley auch hier das Handtuch werfen.
Unternehmensgeschichte
Handley verfügte über gute Kontakte. Es gelang ihm, im Januar 1920 die Finanzierung eines neuen Unternehmens mit insgesamt 1 Mio. US$ zu organisieren. Er wurde Präsident der Handley-Knight Company; die beiden wichtigsten Finanziers, W. E. Upjohn und C. S. Campbell, Vizepräsidenten. W.O. Otis wurde Sekretär und Finanzvorstand.[2] Er war, wie die weiteren Vorstandsmitglieder Charles A. Blaney, W. H. Conklin, R. J. Fitness und C. V. Kean Jr. am Unternehmen beteiligt.
1921 Handley-Knight Model A Touring
Bereits Anfang Juli 1920 war ein Prototyp fertiggestellt, und die reguläre Produktion des einzigen Typs im Programm, Modell A, begann am 1. Oktober 1919 für das Modelljahr 1920. Der werbeslogan lautete: America's Finest Knight-Motored Car. Die Linienführung war konservativ, die Verarbeitung und Materialien erstklassig. Eine Vorstellung erschien im Motor Age Magazine vom 18. November 1920. Modell A war als siebensitziger Touring oder Sedan sowie als viersitziges Sedan-Coupe erhältlich. Die Kühlermaske erinnerte an Willys-Overland und Buick.
1921 wurde es vom Modell B abgelöst, das sich allerdings nur in Details vom Vorgänger unterschied. Zu den bisherigen Karosserievarianten kam nun auch ein fünsitziger Touring hinzu. Vom siebensitzigen Touring gab es gegen einen Mehrpreis von $200 eine Deluxe-Ausführung, zweifellos eine Maßnahme, um den Grundpreis senken zu können.
1922 Handley-Knight Model B Touring
Handley Motors, Inc.
Die einzige größere Änderung in der Markengeschichte ergab sich im November 1922. Handley reorganisierte das Unternehmen als Handley Motors, Inc. und stornierte die Bestellungen für Knight Schiebermotoren bei Willys-Overland. Stattdessen setzte er nun auf konventionelle, seitengesteuerte Sechszylindermotoren von Midwest und Falls. Der kleinere Six-40 mit Falls-Motor erhielt einen Spitzkühler ähnlich dem deutschen Benz. Dieser wurde nur als fünfsitziger Touring angeboten. Der größere Six-60 mit dem Midwest-Motor unterschied sich äußerlich nur in Details vom Handley-Knight Modell B.
1923 Handley Six Touring (Quelle: Kimes)
Ein Erkennungsmerkmal der neuen Handley waren oben an den Scheinwerfern angebrachte Haltebügel, die für den Werbeslogan If it got Handles, it's a Handley ("Wenn es Haltebügel hat, ist es ein Handley-Knight") herangezogen wurde. Allerdings verwendete auch der Mitbewerber Reo solche Griffe.
Die Produktion der Sechszylindermodelle lief im Januar 1923 an. Nur sehr wenige Exemplare dürften entstanden sein; bereits im März oder April 1923 übernahm die Checker Motor Company die Handley-Produktionsanlagen und auch das nahegelegene Dorris-Werk für die eigene Taxi-Produktion. James Handleys Hoffnungen, dass der Handley bei Checker weiter gebaut werden könnte, erfüllte sich nicht. Kurz darauf verstarb er; möglicherweise nahm er sich selber das Leben.
Technik
Alle Handley-Knight und Handley waren sich konstruktiv sehr ähnlich. Augenscheinlich färbte das Prestige von Schiebermotoren, die von führenden Marken wie Mercedes, Daimler, Minerva, Voisin oder Brewster verwendet wurden, kaum ab. Vielmehr litt der Handley-Knight unter dem etwas schmalbrüstigen Vierzylindermotor, während zumindest ein Sechszylinder eigentlich Klassenstandard gewesen wäre. Mit der Umstellung gab Handley aber auch eines der wenigen Alleinstellungsmerkmale auf.
Der Handley-Knight war ein Assembled car, also ein "konfektioniertes" Auto, das aus zugekauften Komponenten montiert wurde. Er war ein konventionell konstruierter Personenwagen der US-amerikanischen Oberklasse. Kugellager wurden von Snead-Thermold bezogen, die elektrische Ausrüstung von Auto-Lite und Batterien lieferte U. S. L..
Schiebermotor
Der Motor wurde von Willys-Overland zugekauft. Es handelte sich dabei um einen im Werk Elyria (Ohio) hergestellten Knight-Schiebermotor mit vier Zylindern. Seine Bohrung und Hub betrugen 4⅛ × 4½ Zoll, woraus sich ein Hubraum von 240,6 c.i. ergibt, entsprechend 3942 cm³.
Die Kurbelwelle war dreifach gelagert. Serienmäßig wurden, wie auch bei Willys-Overland, Tillotson-Vergaser verbaut. Als Leistung werden 48 bhp (35.8 kW) bei 1800 U/min genannt. Bei Willys-Overland findet sich kein Motor mit entsprechenden Eckdaten im Fahrzeugprogramm; er scheint demnach eigens für Handley-Knight hergestellt worden zu sein. Gemäß der damals in den USA verbreiteten N.A.C.C.-Formel (N.A.C.C. = National Automobile Chamber of Commerce) war die Vorgängerformel für SAE-PS, die auch zur Steuertaxierung herangezogen wurde) ergibt eine Bohrung von 4⅛ Zoll 27,24 PS. In Großbritannien wurde der Handley-Knight mit 27,2 Steuer-PS taxiert. Das Fahrzeug wog um 1500kg.
Kraftübertragung
Das konventionelle Dreiganggetriebe mit Rückwärtsgang wurde von Grant-Lees bezogen und die Kupplung von Borg & Beck. Das Fahrzeug hatte Kardanantrieb, die Übersetzung an der Hinterachse war 4,45:1.
Fahrgestell und Aufhängung
Das Fahrgestell bestand aus einem konventionellen Leiterrahmen mit Starrachsen von Timken vorn und hinten. Der Radstand betrug 125 Zoll (3175 mm). Der Handley-Knight erhielt Holzspeichen-Artillerieräder mit 32×4½ Zoll Reifen und abnehmbarem Felgenkranz ("DemountableRims"). Die Lenkung kam von Gemmer. gebremst wurde mittels Trommeln an der Hinterachse.
1922 Handley-Knight Model B Sedan (Quelle: Kimes)
Karosserie
Eine Besonderheit war die im Haus gefertigte Karosserie. Sie wurde nach den Prinzipien des Individual-Karosseriebaus in Kleinserie von Hand erstellt. Die Struktur bestand aus Eschenholz und wurde mit Aluminiumblech beplankt. Die Sitze waren mit handbearbeitetem Leder bezogen. Zur Ausstattung gehörte die elektrische Hupe, ein Motometer (ein erhaltenes Exemplar trägt eines der Marke Boyce, ein Qualitäts-Tachometer von Van Sicklen, Voltmeter, eine Uhr mit Achttagelaufwerk, je eine Leuchte am Armaturenbrett und im Fond, am Verdeck anknüpfbare Vorhänge als Wetterschutz sowie ein Set mit Bordwerkzeug und Luftpumpe. Auf erstklassige Materialwahl und Verarbeitung wurde großer Wert gelegt.
Handley Six
Der Handley unterschied sich technisch nur durch den konventionellen Sechszylindermotor vom Handley-Knight. Es gab zwei Versionen: den Six-40, der mit dem 40 bhp (29,8 kW) Motor von Falls Motors Corporation aus Sheboygan Falls (Wisconsin) eher untermotorisiert war, und den Six-60, dessen Motor von der Midwest Engine Company in Indianapolis (Indiana) geliefert wurde. Er leistete adäquate 60 bhp (44,7 kW). Leider sind zu diesen Motoren keine weiteren Daten verfügbar.
Marktposition
Anders als seine Vorgänger Marion und Marion-Handley oder auch der Willys-Knight Model 20, von dem einige technische Inspirationen kamen, war der Handley-Knight klar für die Oberklasse konzipiert und konkurrierte mit Cadillac oder dem Packard Single Six.
Der günstigste Pierce-Arrow Touring, Model 31, war ab US$ 7250 erhältlich; ein Ford Modell T Touring kostete 1920 hingegen nur US$ 575.
Handley-Knight heute
Nur zwei fahrbereite Handley-Knight sind bekannt. Der eine, ein Model A Touring, wurde noch 1920 gebaut und Anfang 1921 auf auf den Sohn des Firmengründers, James Handley, jr, zugelassen. Dieses Fahrzeug scheint zeitweilig zum Fundus der Harrah-Kollektion gehört zu haben und gelangte in den 1960er Jahren nach Großbritannien.
Ein Handley-Knight Model B Touring ist Bestandteil der Sammlung des Gilmore Car Museum, 6865 West Hickory Road, Hickory Corners (Michigan).
Tabellen: CTC
Quellen (wo nicht anders vermerkt):Handley-Knight Model A Touring:classicandsportscar.ltd.ukHandley-Knight Model B Touring: conceptcarz.com
Prospekt: eBay
Anzeigen: earlyamericanautomobiles.com
Ein Herzliches Willkommen im US-Car Forum - schön, dich in unserer Mitte zu wissen!
Es gibt viel zu entdecken, aber bitte schau zuerst in deinen persönlichen Bereich (oben rechts das vierte Icon) ändere dein Passwort und mach alle Einstellungen nach deinen Wünschen.
Dabei bitte jede Seite/Tab mit Änderungen sofort speichern (Absenden).
Viel Spaß beim Durchprobieren.
Es gibt viel zu entdecken, aber bitte schau zuerst in deinen persönlichen Bereich (oben rechts das vierte Icon) ändere dein Passwort und mach alle Einstellungen nach deinen Wünschen.
Dabei bitte jede Seite/Tab mit Änderungen sofort speichern (Absenden).
Viel Spaß beim Durchprobieren.
Handley-Knight und Handley (1920-1923)
- chief tin cloud*RIP*
- Moderator
- Beiträge: 10430
- Registriert: 25.04.2009
- Wohnort: St. Gallen
- Kontaktdaten:
Handley-Knight und Handley (1920-1923)
ASK THE MAN WHO OWNS ONE
Es ist kompliziert.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast