Sonntag, 3. Dezember 2017
1. Advent
Liebe Gemeinde,heute ist von einem ganz speziellen Auto zu berichten. Es stammt aus gutem Hause, ist ein echtes Einzelstück, hat sehr prominente Erstbesitzer, eine extravagante Entstehungsgeschichte - und beeinflusste das Design einer amerikanischen und einer britischen Autofirma.
Enjoy...
Cadillac Custom Limousine "The Duchess"
Erstbesitzer dieser extravaganten Sonderanfertigung waren der Herzog von Windsor und seine Gattin, besser bekannt als König Edward VIII (wenigstens bis zu seiner Abdankung am 11. Dezember 1936) und Wallis Simpson. Bekanntlich hatte der König abgedankt, um eine nicht standesgemässe und geschiedene Amerikanerin heiraten zu können. Das Paar hatte ab Ende 1941 als dauernden Wohnsitz in New York eine Suite im Hotel Waldorf-Astoria gemietet. Zum Freundeskreis gehörteAlfred P. Sloan Jr., der Vorstandsvorsitzende und CEO von General Motors. Natürlich hätten sie ihm einfach die Bestellung für eine neue Fleetwood 75 Limousine mit Separation übergeben können, aber das war den prominenten Kunden nicht exklusiv genug. Also beauftragte Sloan den Chef des GM Art & Colour Studios, Harley Earl, mit Entwurf und Herstellung des besagten Einzelstücks. Wenige Jahre zuvor wäre so ein Auftrag an Fleetwood gegangen, doch der ehemalige hauseigene Karossier war ja keiner mehr und nur noch zuständig für die Ausstattung der gehobenen Baureihen.
Art & Colour lieferte ein Meisterwerk in der grossen Tradition des Individualkarosseriebaus ab. Obwohl nicht auf den ersten Blick sichtbar, hat diese Custom Limousine auf 136 Zoll-Fahrgestell eine komplett eigenständige Karosserie; jedes einzelne Blechteil ist von Hand angefertigt, und es gibt Dutzende speziell für diesen Wagenvon Handangefertigte Details. Bemerkenswert, dass er trotzdem auf den ersten Blick als Cadillac zu erkennen ist.
„The Duchess“ erhielt alles, was General Motors zu dieser Zeit an technischen Innovationen aufweisen konnte. Er war einer der ersten Cadillac mit automatischen Fensterhebern – hydraulisch für die Seitenscheiben und elektrisch für die Trennscheibe. Die inneren Türgriffe und die Kurbeln für die Ausstellfenster bestanden aus Lucite, einemerst gerade vorgestelltenAcrylglas.
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Die Technik ist serienmässig, allerdings wurde der 346 c.i. Motor mit 150 HP @ 3400/min eigens zusammengebaut aus ausgesuchten Bestandteilen. Dem Adventskalenderfredredaktor ist zwar nicht bekannt, wie das bei baugleichen Teilen vonstatten geht, aber das Auto soll selbst für einen Cadillac besonders leise sein.
Das Design ist elegant und zurückhaltend. Die am meisten von der Serie abweichenden Linien findensicham etwas verkürzten Dachmit dafüretwas grösseren Kofferraum. Die Proportionen und die oberen Abschlüsse der Türen erinnern an den60 Special auf dem kürzeren 126 Zoll-Fahrgestell, der Dachabschluss mit der breiten C-Säule ist jedoch sanfter gerundet. Das auffälligste Element sind jedoch die vorderen Kotflügel. Sie sind bis zum Ansatz der hinteren verlängert. Dies ist stärker ausgeprägt als etwa die "Fadeaway"-Linie des 41er Packard Clipper.Diese Linieund findet sich ab 1942 an den Serienmodellen von Buickund, in ausgeprägterer Form, als „Empress-Line“ an britischen Hooper-Sonderkarosserien.Sie kamenüberwiegend an Rolls Royce,seltener an Bentley und Daimler zur Anwendung.
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Cadillac bot 1941 sechs Modellreihen an: Fisher Series 61, 62, 63 und 67 sowie Fleetwod 60 Special und 75, dazu noch die Commercial Serie für Kranken- und Bestattungsfahrzeuge. Nur in der Serie 62 gab es offene Versionen (Convertible Coupe und Convertible Sedan), und alle Fleetwood waren viertürig.
Der billigste Cadillac, Series 61 5 pass.-Coupe, kostete ab $ 1345. Ein im Konzept mit der Custom Limousine vergleichbarer 60 Special mit Separation kostete $ 2345, eine Fleetwood 75 Limousine mit Separation, je nach Ausstattung, zwischen $ 3150 und $ 4250. Angeblich bezahlte der Duke of Windsor $ 14.000 für seine Limousine.